QUEEN ADREENA

The Butcher & The Butterfly CD

QUEEN ADREENA wären wohl kaum mehr als eine dieser für die 90er irgendwie typischen Alternative Rock-Bands, die sich mit einem ähnlich morbiden textlichen wie musikalischen Charme wie etwa MARILYN MANSON umgeben, wäre da nicht Katie Jane Garside, Sängerin und Songwriterin der Band.

Garside hatte Anfang der 90er eine Platte als Sängerin von DAISY CHAINSAW aufgenommen, um dann später zusammen mit deren Gitarrist Crispin Grey QUEEN ADREENA zu gründen. Geblieben ist bei Garside das Image einer zerbrechlichen Porzellanpuppe in zerrissenen Kleidern, die direkt aus einem Horrorfilm stammen könnte, und die ein ähnliches Hysterielevel wie Courtney Love zu Frühzeiten von HOLE oder den BABES IN TOYLAND umgibt.

Und genau das macht auch "The Butcher & The Butterfly" aus, auf der Garside die gesamte Bandbreite ihres Gesangsspektrums ausspielt, zwischen einschmeichelnden Lolita-Geflüster bis hin zum Gekreische einer Hexe während der Walpurgisnacht - eine Björk direkt aus der Hölle.

Aber auch die Songs besitzen eine sympathische Aggressivität und Kantigkeit, die nicht unbedingt massenkompatibel ist, mehr Blues und Punk als der übliche Hardrock, den einem z. B. AUDIOSLAVE servieren.

Ein Song wie "Pull me under" besitzt dann innerhalb eines monotonen Gothrocks zwar auch noch einen Refrain, der für MARILYN MANSON- oder EVANESCENCE-Fans attraktiv sein könnte, aber der Großteil der Stücke besticht mehr durch eine glaubwürdige Kompromisslosigkeit als durch ein Liebäugeln mit der MTVIVA-Rotation.

Das ist noch richtig böse, gefährliche und schwer durchgeknallte Musik von Leuten, denen man vergessen hat, ihre Medikamente zu verabreichen. Ein Sound, für den ja auch mal eine Band wie JANE'S ADDICTION stand, und den man wirklich gerne gut findet, aber das war auch schon bei den Vorgängern "Taxidermy" und "Drink Me" der Fall, auch wenn "The Butcher & The Butterfly" vielleicht sogar die beste, weil strukturierteste Platte der Band ist.

Außerdem bildet sie auch einen schönen Kontrast zu dem albernen Versuch von THROWING MUSES-Frontfrau Kristin Hersh, unter dem Namen 50 FOOT WAVE Musik der "härteren Gangart" zu fabrizieren, was alleine schon stimmlich in die Hose ging ...

Wie auch immer, es ist jedenfalls schön, dass in England auch solche Musik gemacht wird und nicht nur dieser butterweiche 80er-Retro-Mist. (08/10)