PUNXELATED PHOTOZINE

#1

Als ich durch Zufall über Fuckbook einen Post mit dem Link zum zugehörigen Bigcartel-Shop entdeckte, habe ich mir umgehend ein Heft bestellt, um wenige Tage später eine weitere Bestellung für infizierte Freunde abzuschicken, weil die es nicht ertragen konnten, dass ich ihnen weiterhin die Ohren vollsülze, wie geil die Bilder in diesem Fanzine sind, die Marc Gärtner, nicht wie bei vielen anderen sonst üblich, in ein dickes, teures Buch gepackt hat, sondern in ein großartig layoutetes und edel gedrucktes Fanzine, das zu meiner großen Freude die Nummer 1 trägt (was weitere Nummern erhoffen lässt).

Fotofanzines waren vor dem Zeitalter des Internets für viele Landeier oft die einzige Möglichkeit, eine Band überhaupt „zu Gesicht“ zu bekommen, und bis auf die Printausgabe das Fanzines von Glen E.

Friedman, besitze ich aus gutem Grund so gut wie alle einschlägigen Fotozines, die damals erschienen, ob das nun eines der kopierten Bilderzines von Helge Schreiber, das Trust-Heft oder die Kirschlektüre von MMR war.

Viele großartige Bands leben bis heute nicht nur durch ihre Musik in den Köpfen weiter, sondern auch weil es von ihnen einzigartige Fotos gibt. Sie wurden geschossen von Leuten, die sich mit ihrer Kamera in eine versiffte Ecke der Bühne oder die erste Reihe eines Pits quetschten, um das einzufangen, was auf der Bühne jeden Augenblick explodieren konnte, um mit etwas Glück im richtigen Augenblick etwas vom Konzert mit nach Hause zu nehmen, das sonst nur flüchtig gewesen wäre.

Marc Gärtner ist einer von diesen Besessenen, die stets ihr sündhaft teures und vor allem schweres Equipment mit sich herumschleppen, um diese kleinen Momente einzufangen, immer in der Gewissheit, dass ein verschüttetes Bier oder ein zielunfähiger Grobmotoriker die komplette Ausrüstung ruinieren kann.

Und er gehört zu den wenigen Fotografen, die – anders als viele der Digitaltrottel, die kein Problem damit haben, einem Gitarristen den Blitz aus zehn Zentimeter Entfernung, in die bis dahin gut funktionierenden Augen zu schießen – nach einen D.I.Y.-Kodex arbeiten, der Respekt gegenüber den Bands und dem Publikum zeigt, das für die Bands bezahlt hat.

Das, sein gutes Auge, die Fähigkeit den richtigen Augenblick zu treffen und den Output in Form dieses Heftes zu teilen, machen ihn zu einem der Handvoll guten Konzertfotografen in diesem Land, deren Bilder du schon viel öfter gesehen hast, ohne zu wissen, von wem sie stammen.

Die englischem Artikel, zum Beispiel über die schönen und die weniger schönen Seiten ein Punkrock-Fotograf zu sein (beide sehr genial und lesenswert geschrieben, weil 100% wahr), ergeben zusammen mit hunderten Fotos von Bands wie HAMMERHEAD, EPOXIES, SPERMBIRDS, NOFX, DESCENDENTS, DEAN DIRG, SNIFFING GLUE, PUNCH und zig anderen aus den unterschiedlichsten Läden rund um die halbe Welt ein wunderschönes Bilderfanzine, das einfach in j-e-d-e-n Punk-Haushalt gehört, der noch nicht auf papierloses Heim umgestellt hat.

Wer’s jetzt noch nicht gerafft hat, warum er dieses Fanzine braucht, dem ist dann auch nicht mehr zu helfen.