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LUNGS

Psychic Tombs

Auf dem Dune Altar-Label aus Los Angeles, das von Justin Maranga von ANCESTORS geführt wird, ist „Psychic Tombs“ von THE LUNGS erschienen, das mich schon nach kurzer Zeit partiell an die schnellen Songs von NOMEANSNO erinnert. THE LUNGS haben es gerne rhythmisch vielfältig, sind aber ein gutes Stück hardcoriger als die leider eingestellten Kanadier, weshalb ich auch auf VICTIMS FAMILY verweise. Solchen Frickelcore hört man heute ja gar nicht mehr so oft, da gehen Bands schnell in metallische oder proggige Gefilde, was hier zum Glück nicht der Fall ist. „Psychic Tombs“, in wunderschön anzusehendes algig grünes Vinyl gepresst, ist das erste Album von Billy Goldstein, Dylan Howard und Trevor Howard, die wie ihr Label aus L.A. kommen. Goldstein scheint musikalisch ein unbeschriebenes Blatt zu sein, Dylan hat auch schon mal bei UNWRITTEN LAW gespielt und war zusammen mit Howard bei THREAD. Am 1.1.21 postete man ein Foto zu viert, es gibt also einen (namenlosen) Neuzugang. Nach diversen Kleinformaten, die bis aufs Jahr 2017 zurückgehen, ist das Album nun ein kleines Meisterwerk, weil es sofort packt, einen mitreißt wie der Pogo-Punker, der einen am Rande des Pits Stehenden plötzlich an den Schultern in den Trubel zieht. Auch die Produktion besticht, ist druckvoll und dynamisch – gerade solche Musik sollte nie unter klanglichen Schwächen leiden müssen. Als „honest, brutal and passionate“ bezeichnen sie ihre Herangehensweise an die Musik. Die Texte hätte man gerne gelesen, es geht um „the doubt of modern daily life with a tinge of introspective paranoia“, doch auch wenn die Ausstattung mit buntem Innersleeve und Cutout-Cover sehr schön gemacht ist, liegt dennoch kein Textblatt bei. Irgendwie ungewöhnlich, dieser Sound, weder „typischer“ L.A.-Punkrock noch Rock noch Metal, sondern eine seltsame Zeitreise. „Confrontational, cathartic, calculated“ wird dazu auf einem Coversticker noch schön alliteriert.