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PROMISING YOUNG WOMAN

Wer den künstlich wirkenden, in Pastellfarben getauchten Trailer von Emerald Fennells gefeiertem Regiedebüt „Promising Young Woman“ kennt, die für ihr Drehbuch einen Oscar erhielt, dem sollten erste Zweifel kommen, ob dieser #MeToo-Rache-Thriller seinem gutgemeinten Thema wirklich gerecht wird. Zumal die Britin Carey Mulligan in ihrer zwiespältigen Rolle als Cassandra „Cassie“ Thomas wirkt, als sei sie ein Look-alike von „Sex and the City“-Darstellerin Kim Cattrall. Was es genau mit dieser „vielversprechenden jungen Frau“ auf sich hat, die ihr Medizinstudium abbrach, wieder bei ihren Eltern lebt und sich mit miesen Jobs über Wasser hält, erfährt der Zuschauer dann im Laufe des mit knapp zwei Stunden etwas überlangen Films. In der Nacht mutiert die antriebslos wirkende Cassie zu einer Art Rachenengel, der in Clubs und Bars das alkoholisierte weibliche Opfer spielt und übergriffige Männer anschließend mit ihrem unmoralischen Handeln konfrontiert. Grund dafür sind Schuldgefühle wegen des Selbstmords ihrer besten Freundin und Kommilitonin, die während des Studiums von anderen Studenten vergewaltigt wurde – die Täter wurden aber nie zur Rechenschaft gezogen. 60 Minuten lang funktioniert diese unkonventionelle, wenn auch nicht wirklich glaubwürdige Story eigentlich ganz gut, dann kommt Fennell auf die wahnwitzige Idee, aus „Promising Young Woman“ eine peinliche Romcom zu machen. Das mag man unter Selbstironie und Satire verbuchen, bricht dem Film aber endgültig das Genick, der dann nach weiteren unglaubwürdigen Wendungen schlingernd Kurs nimmt auf eines der albernsten Finale der Filmgeschichte, das wohl nur zartbesaitete Brigitte-Leserinnen wirklich schocken dürfte. Ich empfehle, in Sachen racheorientiertes Female Empowerment stattdessen lieber „Ich spuck auf dein Grab“, „Die Frau mit der 45er Magnum“ oder „Hard Candy“ anzusehen.