Das Aufkommen von Punk in England wird ja oft als Reaktion auf die Dinosaurier-Rockbands der Siebziger Jahre angesehen, zu denen natürlich die Vertreter des Progressive Rock wie EMERSON, LAKE AND PALMER, YES oder GENESIS zählten, die nur noch mit riesigem Aufwand auf eine Bühne zu kriegen waren.
Aber auch musikalisch galt Progrock als prätentiös und aufgeblasen, ganz im Gegensatz zu der Bodenständigkeit von Punk, wobei es mit der Authentizität mancher Bands auch nicht weit her war.
Prog-Rock-Bands waren jedenfalls die „boring old farts“ und das perfekte Feindbild für Punk. Aber: Did Punk kill Prog? Wohl eher nicht, denn während viele der heutigen Punkbands selbst zu „boring old farts“ mutiert sind, aber sich immer noch auf die Bühne schleppen, wird Progrock bei vielen aktuellen Bands wieder gerne als Einfluss genannt.
Und wenn man sich heutzutage KING CRIMSON live anschaut, die 1969 mit „In The Court Of The Crimson King“ das erste und einflussreichste Album des Progrock aufnahmen, ist das sicherlich aufregender als das Line-up mancher Punk-Festivals.
David Weigel, der lange für die Washington Post arbeitete, allerdings in Großbritannien aufwuchs, ist sowohl Fan als auch Kenner von Progrock und versucht in seinem Buch „Progressive Rock: Pomp, Bombast und tausend Takte“ die Geschichte diese Genres möglichst chronologisch und detailliert aufzuarbeiten.
Abbildungen fehlen seltsamerweise komplett, aber auch so vermittelt Weigel anschaulich und versiert die Höhen und Tiefen der beteiligten Musiker und Bands und ihre musikalischen Irrwege, bis hin zu Nachkommen wie MARILLION oder PORCUPINE TREE.
Der Schreibstil von Weigel ist angenehm flott, die Übersetzung allerdings leider manchmal etwas holperig.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #139 August/September 2018 und Thomas Kerpen