Foto

POOR KIDS O.C.

s/t

Der Satz, dass nicht alles schlecht war an der Pandemie, bleibt schwierig. Aber er hat insofern Gültigkeit, dass die vier POOR KIDS O.C. aus Essen und Mülheim/Ruhr nach zehn Jahren Scheinexistenz ihrer Band anno 2020 den Arsch hochbekommen und ihre Vorliebe für (Zitat) „asozialen Hardcore“ à la JFA meets RKL meets BAD BRAINS reaktivierten und ein Jahr später dieses Album quasi fertig hatten. Die Hardcore-Wut vernehme ich wohl, erspüre das legendäre „Argh fuck kill“ der famosen DAYGLO ABORTIONS und genieße dieses generelle Gefühl der Snottyness. Aber dann ist da auch dieser britische Touch, schnoddert Sänger Jonas mit so einer gewissen IDLES-meets-SLEAFORD MODS-Lässigkeit die Texte raus, dass das einen guten Kontrapunkt setzt zu den x-fach durchexerzierten US-Hardcore-Roots. Verblüffend ist, was die Band an Wumms und Schärfe aus den DIY-Aufnahmen rausgeholt hat with a little help of some friends und dem Mastering durch Matthew Barnhart, so dass ihr Debüt eine echte und in jeder Hinsicht begeisternde Überraschung darstellt. Sofern man auf direkten, wütenden Punkrock steht, der einem (fast) elf Songs lang voll auf die Glocke gibt – „Capo“ ist als Rausschmeißer noch mal ganz anders interessant, FUCKED UP lassen grüßen.