Neben STIFF LITTLE FINGERS und OUTCASTS sind THE DEFECTS wahrscheinlich die bekannteste Punkband aus Belfast und einer der typischsten Vertreter der „Second Wave of UK Punk“, also der Nietenjackenfraktion um EXPLOITED und DISCHARGE.
1982 auf sechswöchiger „So What“-Tour in England, zusammen mit ANTI-NOWHERE LEAGUE, CHELSEA und CHRON GEN (damals gefilmt von POLICE-Steward Copeland), ein Jahr später dann das Hammeralbum „Defective Breakdown“, das ähnlich wie „City Baby Attacked By Rats“ mit messerscharfen Metal-Riffs gespickt war.
Da Belfast zu weit vom Zentrum des Punk entfernt war, zog man kurzerhand nach London um und schlug sich mehr schlecht als recht in besetzten Häusern mit gebackenen Bohnen durch. Die auf Drängen des Plattenlabels erschienene unsägliche „Suspicious Minds“-EP, eine viel zu weichgespülte Elvis-Punk-Coverversion, sowie interne musikalische Differenzen besiegelten 1984 das vorläufige Ende der Band.
Nun (nach einer Demo/Live LP) gibt es ein neues Studioalbum: Seite A fängt gut an, dann ein unpassendes, viel zu sauber und rockig eingespieltes „Get up, stand up“ Bob Marley Cover – wozu? Man scheint krampfhaft bemüht zu sein, das musikalische Repertoire auszudehnen und facettenreiche Riffs einzubauen, aber wer möchte das bei dieser Band hören? Will man jetzt auf Teufel komm raus auf den RUTS-Zug aufspringen? Auf der B-Seite sind dann noch ein paar neu eingespielte ältere Songs, die in dieser Form einfach nicht mehr den Rotz von damals besitzen.
Eine Dub-Version am Schluss der Platte hinterlässt ein weiteres großes Fragezeichen. Die LP kommt in rotem Vinyl und ist handnummeriert auf 250 Kopien, aber warum ist kein Textblatt beigelegt, gerade da es den Anschein hat, dass die Band großen Wert auf ihre Aussagen legt? Interessierten sei übrigens noch das Buch „Survival – The Story Of The Defects“ von Tina Calder (2011) empfohlen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #95 April/Mai 2011 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #106 Februar/März 2013 und Kalle Stille
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Björn Fischer