Claudia hat ’nen Schäferhund. Und Gisela? GISELA hat eine gehörige Portion Politikkritik sowie ein großes Maß an Selbstkritik und -ironie. Angefangen mit dem Bandnamen, einem Akronym: „Gegen Intellenz, Sauerkraut, Esoterik, Leichtathletik und Arbeit“. Die vierköpfige Innsbrucker Band verpackt das alles in schnellen Hardcore-Punk. Nach einem Demo im Jahr 2017 und dem Album „Horst“ von 2018 kommt mit „Pogo Haram“ nun eine 13 Lieder zählende Abrechnung, bei der politische Missstände zum Beispiel in „Ibiza“ oder auch in „Tirol“ offen angeprangert werden: „Das Volk hat eigentlich nie nichts geschafft, doch das verdrängt es mit aller Kraft, lehnt lieber alles, was fremd ist, ab und nimmt den Stolz noch mit ins Grab.“ Die Liedertitel zeigen, dass soziale Probleme auch an einfachen Gegenständen festgemacht werden können („Einbauküche“ und „SUV“). Auch das nach den letzten zwei Jahren leidige Thema Corona wird im Song „Oma“ thematisiert. Das Album ist am Nabel der Zeit, gepaart mit älteren Samples („Biene Maja“) oder Anleihen an qualitative deutsche Liedkultur in „Inzest“: „Großer Bruder, du bist immer da.“ In den schnelleren Parts erinnern mich GISELA an diverse Spastic Fantastic-Bands; ansonsten wird das Rad nicht neu erfunden, doch selbst auf einem alten Fahrrad lässt sich die Welt bestens erkunden!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #163 August/September 2022 und David Gabriel