Plattensammeln ist eine irrationale Sucht. Jürgen Schmich, Jahrgang 1957, Journalist und Werbetexter aus Frankfurt, sammelt selbst, besitzt, wie er schreibt, nur eine überschaubare Sammlung, ist aber fasziniert von Menschen, die das Sammeln mit Obsession betreiben.
Für dieses im Eigenverlag erschienene Buch (die erste Auflage erschien 2011, die Neuauflage 2013), interviewte er sieben Sammler aus Deutschland, die sich alle auf verschiedene Gebiete spezialisiert haben: der eine auf Schellack und da auf europäischen Jazz, der andere auf BEATLES, der nächste auf Picture Discs – so viele Genres, Fomate, Labels und andere Ordnungskategorien denkbar sind, soviele Sammelgebiete gibt es auch.
Punk, Hardcore oder andere für den Ox-Leser auf der Hand liegende Genres sind bei den Interviewpartnern zwar nicht dabei, was aber nicht stört, denn losggelöst vom Inhalt sind die Strukturen, Motive und Probleme aller Sammler gleich.
In einem einleitenden, sehr gut geschriebenen Artikel gibt Schmich einen Überblick über das Thema Sammeln, mit vielen wahren Sätzen, etwa „Während andere Leute Regale voll mit Platten sehen, sieht der Sammler nur Lücken [...], oder „Der Schallplattensammler darf sich in seiner Außenseiterrolle wolhfühlen.
Er ist viel cooler.“ „Plattensüchtig“ ist ein Buch sowohl für Menschen, die selbst sammeln (oder horten), ganz gleich, wie intensiv man das betreibt, aber auch für all jene, die dem Phänomen mit einer gewissen Fassungslosigkeit oder gar Unverständnis gegenüberstehen.
Es ist ein höchst unterhaltsames, spannendes Lesebuch, das man sich allerdings in etwas frischeren Layout und mit schöneren Bildern ausgestattet wünschen würde.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #112 Februar/März 2014 und Joachim Hiller