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PLASTIC BOMB #112

Die 112. Ausgabe erreicht mich knapp 17 Jahre nach Kündigung meines Abos. In den vergangenen Jahren habe ich mir aber wieder vermehrt eine Ausgabe am Bahnhof geholt. Im Vergleich zu den letzten Nummern hat sich nichts verändert. Es gibt überwiegend Interviews mit deutschen Punkbands wie 100 KILO HERZ, PESTPOCKEN, KOTZREIZ oder AKNE KID JOE. Schade ist, dass diese offenbar alle per Mail geführt wurden (Corona ist hier keine Ausrede, da es Cam-Möglichkeiten gibt) und sogar mit Smileys abgedruckt werden. Ich weiß nicht, wozu ich das brauche. Da kann ich als Fan gleich selbst die Band anschreiben. Bei Mail-Interviews kommt generell meist kein Gespräch zustande, es gibt keine Spontanität durch Nachfragen und keinen Flow. Stattdessen werden oft mehrere Fragen in eine gepackt und abgespult. Viel Politik ist im Heft, was ich sehr gut finde. Es gibt Interviews zu Freiräumen in Athen und auf drei Seiten wird zum Beispiel der Zusammenhang zwischen der Corona-Scheiße und dem Kapitalismus dargestellt. Durch meine anderen tagesaktuellen Zeitungen erschlägt es mich aber und ich komme zu nichts, was aber mein persönliches Problem ist. Highlight ist das Interview mit dem Londoner Kollektiv Punk Ethics, das die Kampagne „Punks Against Sweatshops“ fährt – mittlerweile weltweit. Deren Ziel ist unter anderem der Verkauf von Fairtrade-Merch durch die Bands – im Gegensatz zu dem Billigramsch, der meist noch in der sonst so „korrekten“ Szene verkauft wird. Ein unspektakuläres Interview mit Jennie von BAD COP/ BAD COP gibt’s dann noch und was ich im ganzen Heft immer wieder spüre, ist, dass Punk einfach nach Frauen schreit. Nichts Neues, nur wurde es noch nie so permanent gefordert wie heute – doch ändert sich auch was? Sonst ist nach wie vor alles dabei, was in ein Fanzine gehört. Äußerst lobenswert ist, dass es die FAKE NAMES-Platte in die Rubrik der schlechtesten Platten geschafft hat. „Wenn das der Führer wüsste ...“.