PINK FLOYD

Wish You Were Here

Es gibt die vielfach verbreitete, auf den Aussagen von Zeitzeugen basierende Theorie, dass PINK PLOYD einst Geburtshelfer des Punk waren. Die Legende besagt, dass Punk auch eine Reaktion war auf den entfremdeten Rockmusik-Bombast, den die großen Bands wie PINK FLOYD in den Siebzigern veranstalteten, so dass Rock nur noch als eine Art Zirkusinszenierung in großen Hallen mit Lastwagenladungen voller Equipment möglich war.

Punk dagegen war minimalistisch, simpel und konnte mit minimaler Ausrüstung überall stattfinden – Punk vs. Rock-Dinosaurier, das war „asynchrone Kriegsführung“, Guerilla gegen Hi-Tech-Armee.

Logisch, dass man als Punk also erstmal nichts (mehr) von PINK FLOYD wissen wollte, und doch ... mit „The Wall“ (erst dem Album 1979 und dann dem Film 1982) schafften sie es, wieder Boden gutzumachen unter verwirrten Teenagern.

Ich erinnere mich noch sehr deutlich, wie verstört ich seinerzeit aus einer Nachmittagsvorstellung von „The Wall“ nach Hause schlich, denn der Film war einfach unfassbar hart, konfrontativ und verstörend – und ich verstand erst viele Jahre später, warum Punk und PINK FLOYD einst keine Freunde werden wollten.

In den letzten Jahren ist die Front dann weiter zusammengebrochen: Bands wie MARS VOLTA oder COHEED AND CAMBRIA brachen mit ihren Wurzeln in Punk und Hardcore das Tabu gegenüber Prog-Rock, viele andere Bands eifern ihnen nach, und was auch immer einst zwischen den beiden Lagern stand, es spielt heute keine Rolle mehr.

Was mich zu den Neuauflagen der PINK FLOYD-Alben führt, die man jenseits aller „Ich hasse alles außer den drei Akkorden der RAMONES“-Polemik auch als Punkrock-Fan zur musikalischen Grundbildung zählen muss.

Mir liegen anlässlich der aktuellen PINK FLOYD-Rerelease-Offensive die drei oben aufgeführten Werke vor, dazu die Best-Of-Zusammenstellung „A Foot In The Door“, die genau das leistet: man hat mit dieser einen Fuß in der Tür, gewinnt einen ersten Einblick in das „Drama“ PINK FLOYD, das sich über 31 Jahre, von 1965 bis 1996 abspielte: warum hat eigentlich noch niemand ein Theaterstück über diese Band un die involvierten Personen gemacht? Dagegen waren/sind METALLICA und ihre Neurosen wirklich nichts.

PINK FLOYD mögen Perfektionisten gewesen sein, Gigantomanen vielleicht auch, aber vor allem waren sie eine Band mit Vision, ein Gesamtkunstwerk, mit dem sich zu beschäftigen eine faszinierende Sache ist, musikalisch wie phänomenologisch.