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ANALSTAHL

Pillepalle Gemüsehalle

Dass die Münchener Punk-Veteranen ANALSTAHL übertrieben viel veröffentlichten, kann man nun wirklich nicht behaupten. Irgendwann vor gut dreißig Jahren gegründet, brachte die Band im März mit „Pillepalle Gemüsehalle“ ihr erst zweites Album nach 1998 raus, und was für eines! Wer peinlichen post-pubertären Fun-Punk unterstellt, sieht sich gründlich getäuscht. Auf ihrer Suche nach dem Ausgang aus dieser kaputten Welt schaffen es ANALSTAHL, das einfache Musikalische besonders zu machen, und kommentieren in ihren auf den Punkt zugespitzten meist knappen Lyrics mal nachdenklich, mal zynisch, mal kämpferisch, mal desillusioniert, aber immer heiter und sich selbst nicht zu ernst nehmend die politischen und gesellschaftlichen Missstände im beengenden Alltag wie in der unübersichtlich gewordenen weiten Welt. Dabei zuzuhören bereitet deshalb so großes Vergnügen, weil auch die Musik, weil das ganze Songwriting total authentisch, individuell und charmant anmutet und wirklich gut gemacht ist – so als wäre dies eine Selbstverständlichkeit. Man hört dem Album die dreißigjährige Live-Erfahrung der Band an. Der Sound und die Arrangements fangen perfekt die vielleicht gewollte Proberaum-Atmosphäre ein, die hier zu spüren ist. ANALSTAHL haben Einflüsse wie CRASS, Jens Rachut, Powerpop, Hardcore, Früh- und Post-Punk gekonnt kombiniert und auf das Wesentliche reduziert. Für mich ein Album des Jahres.