Der Name des New Yorker Grafikdesigners Saul Bass müsste eigentlich jedem Filmliebhaber sofort etwas sagen, tut es aber wahrscheinlich doch nicht, obwohl Bass seit Anfang der Fünfziger die Titelsequenzen zahlloser Kinofilme gestaltete, darunter Alfred Hitchcocks „Psycho“, „Der unsichtbare Dritte“ und „Vertigo – Aus dem Reich der Toten“. Als Regisseur war Bass ebenfalls aktiv, drehte aber nur einige Kurzfilme wie die interessante Ray Bradbury-Adaprion „Quest“ von 1984. Sein einziger Kinofilm war der avantgardistische Öko-Sci-Fi-Thriller„Phase IV“, der nach seinem Kinostart 1977 und einem Videorelease in den Neunzigern hierzulande erst 2012 auf DVD erschien. Die ursprüngliche Fassung von Bass blieb weiter ein Mythos, da der Verleiher Paramount „Phase IV“ um einige äußerst psychedelische Szenen kürzte, die allerdings zum Teil im damaligen Kinotrailer zu sehen waren. 2012 wurde das alternative Bass-Ende wiederentdeckt und fand 2020 in England auch den Weg auf eine Blu-ray-Veröffentlichung, die auch einige Kurzfilme von Bass enthielt. Einen echten Director’s Cut gibt es allerdings weiterhin nicht, denn das alternative Ende findet sich nur im Bonusmaterial. Bei Capelight erschien jetzt eine identische 3-Disc-Edition (eine abgespeckte DVD gibt es auch) im Mediabook, für die das ziemlich reißerische amerikanische Kinoplakat verwendet wurde. Ebenfalls zum Bonusmaterial gehört das 33-minütige Featurette „Bass on Titles“ von 1977, in dem man einiges über die Titelsequenzen von Bass erfährt. „Phase IV“ hatte mich schon als Kind schwer beeindruckt und tut es auch heute noch, alleine schon wegen seiner fast surrealen Atmosphäre und Ken Middlehams fantastischen Aufnahmen der Ameisenvölker, die sich durch astronomische Einflüsse in der Wüste Arizonas zusammenschließen und menschliches und tierisches Leben bedrohen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #100 Februar/März 2012 und Thomas Kerpen
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