Erwartungsgemäß und eben auch oft bestätigt habe ich bei folklastigem Singer/Songwritern meistens das Bild leicht verquerer Zausel im Kopf. Unrasiert, das Haar stets ungekämmt und natürlich eine Spur zu lang, in Kombination mit einer knarzigen Stimme.
Musiker, die sich der akustischen Gitarre bedienen, kommen selten wie Nick Cave im feinen Zwirn daher, in cool stylisch gepflegtem Äußerem. Pete Ross aber schon und so war meine Verblüffung eine große, als die Nadel sich auf die Rille senkte.
Auch wenn er sich dann tatsächlich der Stilrichtungen Country und getragener Americana bedient, findet sich in der Musik doch eine sehr eigene Note. Mit seiner dunklen charismatischen Stimme bewegt er sich zwar in Gefilden, die auch schon beackert wurden, verlässt aber den üblichen Gesangstil, weil er sich mehr wie Andrew Eldritch anhört, der seiner Depression in Sachen Liebesdingen freien Lauf lässt, als wie ein gewohnt nörgelnder Outsider.
Musikalisch ist das Ganze stark auf die Akustikgitarre reduziert, jedoch auch hier wieder mit Kompositionen, die sich oftmals wohltuend abheben. Die Platte selbst wurde schon 2010 veröffentlicht, heute ist der Australier weniger düster unterwegs.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #117 Dezember 2014/Januar 2015 und Claus Wittwer