PERDITA DURANGO

Fans von Filmen mit expliziten Gewaltdarstellungen sind in Deutschland aufgrund der rigiden Jugendschutzbestimmungen meist benachteiligt. Im Fall von „Perdita Durango“, dem dritten Spielfilm des Spaniers Álex de la Iglesia, war es zur Abwechslung mal andersrum, denn da waren die in England und den US-erschienenen DVD-Fassungen gekürzt.

Hierzulande war „Perdita Durango“ hingegen völlig ungeschnitten, was angesichts der reichhaltigen Palette an provokanten Themen wie Vergewaltigung, Sadismus, Handel mit Embryonen oder ritueller Leichenschändung durchaus verwunderte.

Während in England Sex und Gewalt zensiert wurde, fehlte in den Staaten seltsamerweise eine wichtige Szene am Ende des Films, in der in das Finale von Robert Aldrichs Western-Klassiker „Vera Cruz“ gemorpht wurde.

Inzwischen ist „Perdita Durango“ auch im Blu-ray-Zeitalter angekommen. Die Qualität ist ordentlich, wenn auch nicht spektakulär, erwähnenswerte Extras sind nicht vorhanden. Dafür ist „Perdita Durango“ immer noch ein echtes Spektakel.

Herrlich bizarr und schwarzhumorig, und in moralischer Hinsicht ein völlig verantwortungsloser Film, der deswegen auch Álex de la Iglesias Hoffnungen auf Karriere in Hollywood zunichte machte.

Zumal hier mit der Prostituierten Perdita Durango und dem Santeria-Priester Romeo Dolorosa (von Javier Bardem grandios gespielt) zwei Psychopathen zu Identifikationsfiguren gemacht werden, die an der mexikanisch-texanischen Grenze ein Teenager-Pärchen als Opfer für ein Ritual kidnappen.

Wer „Perdita Durango“ immer noch für einen Tarantino/Rodriguez-Rip-off hält, unterschätzt dabei die besonderen satirischen Qualitäten hinsichtlich der Aneignung bestimmter Genre-Elemente im Drehbuch von Barry Gifford, der auch die Vorlage für David Lynchs „Wild At Heart“ schrieb.