Fast zwei Jahrzehnte gibt es MOVIETONE nicht mehr. Nun schickt sich Textile Records an, ihre in den Neunzigern entstandenen Peel-Sessions zu veröffentlichen. Auch Zu-spät-Geborene oder Unaufmerksame (wie ich) kommen auf diese Weise in den Genuss des verspielen Post-Rock der Band. MOVIETONES-Kenner:innen wiederum dürfen sich auf frühe Versionen der Songs der ersten drei Alben freuen. Bereits der Opener „Mono valley“ beeindruckt mit seinem introvertierten Start und immer schräger klingender und von Glasklirren und Klaviergeschepper untermalten Steigerung. In sich gekehrt bleibt es weiterhin. Im vermeintlichen LoFi-Gedengel „Heatwave pavement“ und „Darkness-blue glow“ kommt der mehr gemurmelte als intonierte Gesang dazu und verleiht den Songs eine düster-traurige Note. Lauter und fast wie bei SONIC YOUTH ist es im wüst dengelnden und dräuenden „Stone“. Der Krach weicht in der Folge immer mehr den atmosphärisch dichten Arrangements, deren verhuschte Beiläufigkeit viel mehr Tiefe offenbart, als man beim ersten Hören erahnt. Klavier, Streicher, der dezente Gesang – „Hydra“ aus der letzten Peel-Session von 1997 repräsentiert die Stärken der Band am deutlichsten. Eine Band, die es wert ist, neu entdeckt zu werden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #160 Februar/März 2022 und Michael Schramm
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #40 September/Oktober/November 2000 und Thomas Kerpen