Abgelehnt von Alfred Hilsberg (Tja, Jörg, dessen Label gibt's wenigstens noch!), das muss man auch erst mal schaffen. Immerhin waren ZickZack und später What's So Funny About immer die erste Adresse für völlig ausgefallene Musik.
Und auf einem "echten" "Geräusche für die Nuller"-Sampler wären PECHSAFTHA auch die erste Wahl. Aber im aktuellen Programm von Herrn Hilsberg, irgendwo zwischen Jens Friebe, KATZE und den neuen ZIMMERMÄNNERN, wären PECHSATHA auch reichlich deplatziert.
Ja, ich würde sogar behaupten, dass ist genau das, wogegen PECHSAFTHA antreten. Deshalb ist auf dem Cover von "Dick in Frisco" auch eine liebevoll-uncoole Persiflage des "Goo"-Covers. SONIC YOUTH dürfte auch eine der wenigen Referenzgrößen sein, mit denen man PECHSAFTHA fassen kann, um sie dann mit PERE UBU oder DIE TÖDLICHE DORIS in eine Schublade zu stecken.
Denn wenn man das Album endlich aus der Banderole und der im Stile einer Zigarrenschachtel designten Pappbox herausgefriemelt hat, kriegt man mit das Originellste vorgesetzt, was es im deutschen Punk und Pop je zu hören gab: eine Melange aus Noise und Pop, Dissonanz und Harmonie, Neuer Musik und wüstem Punk, Industrial und Spoken-Word.
Während die Herren K., G., S. und P. (von EA80, GRAF ZAHL und KLOTZS) poppige Chöre und fiese Feedbacks, monotone Gitarrenläufe und schöne Melodien, Krachen und Zerren, Flirren und Klirren produzieren, erzählt Herr B.
(zum Beispiel testcard) aberwitzige Geschichten vom prekären Leben: Da ist der Altpunk, der allen mit seiner STRANGLERS-Anekdote auf den Sack geht, der Musikjournalist, der jeden Trend schon vorher kennt, Robert, der seit 15 Jahren Praktikant ist, Xavier Naidoo, der vom jüngsten Gericht jammert, Guido Knopp, der Bombenopfer und Hitlers Hund beklagt, Alltagsschrott, den Monika sich anhören muss, als sie in eine neue Stadt kommt, die Dinge, die gut und gerne ohne uns Menschen Weihnachten feiern können.
Und wenn es schon kein richtiges Leben im Falschen gibt, dann will man auch bitte nicht wie der Sänger von R.E.M. enden! Ich kann immer noch nicht glauben, dass sowohl Texte als auch Musik völlig spontan an einem einzigen Wochenende entstehen konnten ...
Für die, die zu langsam waren, sind die vier Songs der zweiten Single unter die elf Stücke gemischt und demonstrieren den markanten Gegensatz zwischen den älteren, punkigeren und den neueren, beinahe eingängigen Stücken.
Als Bonus gibt es noch drei "aufwändig" produzierte Videos, die zwei Stücke der ersten Single und eines des letzten Albums mit Bildern unterlegen, die zumindest einen Eindruck von der Arbeitsweise der PECHSAFTHAs vermitteln - und Junge beim Grimassenschneiden vorm Spiegel zeigen.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #73 August/September 2007 und Chris Wilpert
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #52 September/Oktober/November 2003 und Joachim Hiller