Den ehemaligen REPLACEMENTS-Sänger hatte man in den 90ern etwas aus den Augen verloren, auch wenn er durchaus mit Solo-Platten präsent war, von der "14 Songs", die erste von 1993, nach wie vor die beste ist.
Allerdings überraschte Westerberg dann 2002 plötzlich mit der Doppel-CD "Stereo" auf Vagrant, eine quasi unproduzierte Sammlung fragmentarischer Rocksongs, die den markanten Sänger von seiner besten und persönlichsten Seite zeigten, und wo er sein schon aus REPLACEMENTS-Zeiten bekanntes Songwriting in seiner ursprünglichsten Form präsentierte.
Die zweite Platte "Mono" hatte er als GRANDPABOY eingespielt - unter dem Namen nahm er auch noch eine tolle Platte für Fat Possum auf -, eine etwas rockigere Angelegenheit, aber eine ebenso gute wie sinnvolle Ergänzung zu "Stereo".
Sein danach entstandenes Solo-Album "Come Feel Me Tremble" kam in Deutschland dann nicht mehr raus, da Universal den Deal mit Vagrant plötzlich wohl plötzlich nicht mehr so geil fand und die Verkaufszahlen wohl jeder Beschreibung spotteten.
Dafür aber jetzt "Folker", an der das eigentlich enttäuschende ist, dass Westerberg "Stereo" oder auch "14 Songs" nicht wirklich etwas hinzufügen kann, außer einer etwas besseren Produktion, durch die die Songs sicher fülliger wirken, aber dadurch noch lange nicht besser sind.
Das Songwriting ist in jedem Fall sehr schön, aber wenig überraschend, und zeigt Westerberg zwar von seiner besten Seite, aber die kennt man halt schon zu genüge. Wirkliche Innovation sucht man hier vergeblich, wobei "Folker" sicher kein Schandfleck in Westerbergs Karriere ist, nur sind "Stereo"/"Mono" und die GRANDPABOY-Platte "Dead Man Shake" bessere Möglichkeiten, sich von den tatsächlichen Fähigkeiten dieses Mannes zu überzeugen.
(06/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #57 November 2004/Januar/Februar 2005 und Thomas Kerpen