Der Schotte Paul Haig dürfte vor allem als Mitglied der Post-Punk-Band JOSEF K bekannt sein, wandte sich nach deren Ende Anfang der Achtziger aber schnell von deren radikalen Konzepten ab. In Folge produzierte er leichtgängigen Elektropop, wobei ihm mit „The Warp Of Pure Fun“ 1985 in dieser Hinsicht ein unterbewerteter Klassiker gelang, der sich nicht hinter NEW ORDER zu verstecken brauchte.
Seitdem wurde Haig eher wenig wahrgenommen und nahm zuletzt an Filmmusik erinnernde Platten auf. Im letzten Jahr entstand dann das erste Album seit langer Zeit mit songorientiertem Material, dem Haig jetzt „Relive“ folgen lässt, bei dem der Schotte versucht, den Spagat zwischen nett harmlosem Pop zu schaffen und den sperrigen Gitarrensounds seiner alten Band inklusive deutlicher Anklänge an TEARDROP EXPLODES oder ECHO & THE BUNNYMEN.
Verpoppter britischer New Wave der späten Siebziger und frühen Achtziger, so als ob Haig noch mal deutlich machen wollte, dass es ohne ihn so was wie FRANZ FERDINAND nie gegeben hätte. Ein charakteristischer Sänger war Haig schon immer und so lebt auch zu einem großen Teil „Relive“ von seiner ungewöhnlichen Stimme, selbst wenn das Songmaterial mal etwas dünner ausfällt.
Vergleicht man „Relive“ allerdings mit dem neuesten laschen ECHO & THE BUNNYMEN-Werk, ist der Mann eindeutig die bessere Wahl, denn trotz seinem Hang zu eingängigen Popsongs besitzt seine Platte immer noch genug Biss und Eigenständigkeit und vor allem echte Hits, um nicht als reine Nostalgieveranstaltung durchzugehen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #87 Dezember 2009/Januar 2010 und Thomas Kerpen