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PATTY HEARST

Paul Schraders Verfilmung von Patty Hearsts Autobiografie „Every Secret Thing“, der in Deutschland als „Patty“ im Kino lief und als „Schreie im Dunkel“ auf Video erschien – eine DVD wurde 2006 veröffentlicht –, gehört zu den weniger bekannten Arbeiten des Drehbuchautors von „Taxi Driver“. Auf Blu-ray (codefree) erlebte „Patty Hearst“ jetzt seine Premiere bei Vinegar Syndrome in einer gelungenen 2K-Restauration. Ohne deutschen Ton natürlich, dafür gibt es als Bonus aber ein informatives, wenn auch kurzes Interview mit Schrader. Warum „Patty Hearst“ hierzulande wenig bekannt ist, mag daran liegen, dass man in Deutschland genug mit der Verarbeitung der eigenen RAF-Vergangenheit zu tun hatte, als dass einen das Treiben der Symbionese Liberation Army in den USA interessiert hätte, eine 1971 gegründeten Guerillagruppe mit Robin Hood-Syndrom, die wie andere terroristische Gruppen durch Banküberfälle, Entführungen und Morde von sich reden machte. Zu den spektakulärsten Aktionen der SLA gehörte 1974 die Entführung der 19-jährigen Patty Hearst, Tochter des Medien-Tycoons William Randolph Hearst. Was den Fall so bemerkenswert machte, war, dass sich das Entführungsopfer schließlich auf die Seite der Entführer schlug und an ihren Aktionen teilnahm. Ob die nicht sonderlich sympathische Hearst, die von Natasha Richardson in all ihrer Widersprüchlichkeit beeindruckend verkörpert wird, wirklich dem Stockholm-Syndrom erlag oder alles nur vorgetäuscht war, ließ sich auch nach ihrer Verhaftung 1976 vor Gericht nicht abschließend klären. Auch Schrader trägt dazu nicht bei, der Hearsts subjektiven Blickwinkel einnimmt und seinem eigentlich recht ernsthaften Film eine erstaunlich schwarzhumorige Note verleiht bei der Darstellung der schrägen Terroristen-Truppe.