Man könnte die US-Serie PARKER LEWIS CAN’T LOSE mit ihren schlechten Frisuren, den grellen Klamotten (vor allem Hawaii-Hemden) und der schrecklichen Musik für eine Ausgeburt der Achtziger halten („Who does this guy think he is...
Ferris Bueller?“), aber genau genommen entstand sie Anfang der Neunziger, scheint aber beseelt von all den schlechten amerikanischen Highschool-Filmen der Dekade davor zu sein, die auch hierzulande die Videotheken bevölkerten.
Offenbar ein deutlicher Beleg für die fehlenden Charakteristika der 90er Jahre und circa zehn Jahre später mit einem gleichnamigen, unglaublich schlechten Fall Out Boy-Song auf deren ersten Album geehrt – man fragt sich, wie die eigentlich so bekannt werden konnten.
In Deutschland kam man 1993 in den Genuss der Serie, und bei einer erneuten Sichtung fällt erschreckenderweise auf, wie viel davon tatsächlich noch hängen geblieben ist, dennoch wehre ich mich sehr dagegen, das Ganze als Kult-Serie zu bezeichnen.
Im Sinn hatten die Macher wohl in erster Linie eine Parodie auf gängige Teenager-Streifen, denn fast alle Charaktere scheinen eher einem Comic entsprungen zu sein: allen voran die tyrannische High School-Rektorin Grace Musso, neben dem tumben Schulgrobian und Footballspieler Larry Kubiac, der außer Fressen nichts im Sinn hat („Jetzt Hunger!“), und Frank Lemmer, die rechte Hand der Rektorin, mit seiner Blockwart-Mentalität.
Mit denen muss sich das Freundes-Trio Parker Lewis (der clevere, technisch versierte Charmeur), Mikey Randall (der etwas beschränkte coole Rocker) und Jerry Steiner (der klassische Nerd und Prügelknabe) auseinandersetzen, um den Schulalltag irgendwie erträglicher zu machen und die persönlichen Privilegien zu sichern, und sich Parkers durchtriebene jüngere Schwester Shelly vom Leib zu halten („Are you sure you haven’t seen my jeans, Shelly? Your Depeche Mode tickets were in the pocket.“).
Insgesamt drei Staffeln wurden gedreht, wobei die drastischen Veränderungen in der dritten der Serie wohl den finalen Todesstoß versetzen. Die erste Staffel, die jetzt bei Turbine in eher mittelprächtiger Bildqualität erschienen ist (nicht überraschend bei TV-Serien, die US-DVDs müssen noch schlechter sein), aber dafür auch mit Originalton versehen, erweist sich als noch überraschend unterhaltsame Angelegenheit.
Wenn man sich auf den oftmals etwas dümmlichen Humor erst mal eingestellt hat, der immer dann am besten funktioniert, wenn die Macher den Absurditätsgrad steigern und mit fast surrealen Einfällen aufwarten, was dann doch wieder den Rahmen normaler Teenager-Serien sprengt.
Neben obligatorischen Running-Gags wie Miss Mussos Zerschmettern ihrer Bürotür. Ob einem diese Serie wirklich mundet, hängt aber wahrscheinlich vor allem davon ab, ob man irgendwelche nostalgischen Erinnerungen damit verbindet.
Denn wirklich zeitlos ist der Humor von PARKER LEWIS CAN’T LOSE nur bedingt. Aber in Sachen popkultureller Verweise kann man hier schon ganz gut fündig werden, dazu muss man nur mal die Original-Titel der Episoden durchgehen, zum Beispiel „Citizen Kube“ oder „Randall without a cause“.
Außerdem muss man schon zehn Stunden Zeit mitbringen für alle 26 Folgen der ersten Staffel, wird dafür aber direkt mit dem Gastauftritt einer noch ganz jungen Milla Jovovich im Pilotfilm belohnt.
„Coole Sache, Parker?“ – das liegt wohl wie so vieles im Auge des Betrachters.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #88 Februar/März 2010 und Thomas Kerpen