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PARANOID PARK

Mit seinen letzten Filmen GERRY, ELEPHANT und dem fürchterlichen LAST DAYS hat Gus Van Sant dem Mainstreampublikum quasi Hausverbot erteilt und zu einem höchst introvertierten Stil gefunden, den er auch PARANOID PARK fortführt.

Der erinnert diesmal ein wenig an die Filme Larry Clarks, sicherlich bedingt durch den Bezug zur Skater-Szene. Letztendlich handelt es sich aber um eine fast lyrisches Porträt eines 16-jährigen Teenagers, der unbeabsichtigt den Tod eines anderen Menschen verursacht hat und versucht, damit irgendwie umzugehen, was einhergeht mit dem Ende seiner kindlichen Unschuld.

Quasi eine Fortführung von ELEPHANT, nur dass es sich hier um keinen aktiven Täter handelt, sondern einen desorientierten Jungen, der so auf unangenehme Weise mit der Welt der Erwachsenen konfrontiert wird und deren Vorstellungen von Moral.

PARANOID PARK wirkt dabei wie ein leicht vernebelter, apathischer Traum, unwirklich und eigenen Gesetzen gehorchend, insofern hat die eigentliche Tat auch keine Konsequenzen, wodurch Van Sants Film für viele Leute ähnlich unbefriedigend sein dürfte wie LAST DAYS.

Allerdings findet er ansonsten höchst spannende und Anteilnahme erzeugende Ansätze zur Visualisierung von „Teenage Angst“, die verhindern, dass er eine ähnlich distanzierte, selbstverliebte Kunstfilmnullnummer wie LAST DAYS wird.

Sicherlich auch bedingt durch seine faszinierende ästhetische Seite, geprägt durch die Zusammenarbeit von Rain Li und Christopher Doyle hinter der Kamera, denen ein Gemisch aus dokumentarischem Stil und typischer Doyle’scher Überästhetisierung gelingt.

Höchst interessant auch, wie Van Sant hier die Musik von Nino Rota einsetzt, aus Fellini-Filmen wie AMARCORD und JULIA UND DIE GEISTER, im Kontrast zum emotionalen Zustand des Jungen. Ein durchaus sehr schöner Film, umgesetzt mit Laiendarstellern und an authentischen Orten Portlands (wie auch schon im Fall von ELEPHANT), wenn man bereit ist, sein abruptes antiklimaktisches Ende zu akzeptieren.

Empfohlen von Intro und auch von mir. Van Sants neuester Film MILK ist allerdings doch mal wieder an ein breiteres Publikum adressiert, die Geschichte von Harvey Milk, dem ersten sich zur Homosexualität bekennenden Stadtrat San Franciscos, mit Sean Penn und Josh Brolin in der Hauptrolle.