OVO

Miastenia

Einen Anlauf zur Annektierung im klassischen Sinne, das könnte man OVO schon unterstellen. Warum sollte eine Band, die in ihrem Heimatland Italien ein wahres Noise-Paradies vorfindet, ihr Domizil freiwillig in eine vergleichbare Geräusch-Einöde wie Deutschland, respektive Berlin verlegen? Ihre Widersacher mit brachialen Metal-Noise-Attacken gefügig machen, das hat sich das Duo, bestehend aus Bruno Dorella und Stefania Pedretti, auf ihre Instrumente geschrieben und diese können neben den üblichen Verdächtigen, wie einem traktierten Cello oder einer missbrauchten Violine, auch schon mal aus futuristischem Schrott oder Stefanias Dreadlocks bestehen.

Ein durchdringender, bis zur Unkenntlichkeit verzerrter Schrei hallt durch den Raum, begleitetet von einem markerschütternden Grollen, das nur aus den tiefsten Abgründen kommen kann. "Miastenia" ist mitnichten ein einfaches Konstrukt des Chaos, desonant hexengleicher Gesang kann einen daheim in der guten Stube ganz schön ins Straucheln bringen.

Da hatte ihr Vorläufer-Album "Cicatrici" (Bar La Muerte) eingängigere Noise-Verschachtelungen zu bieten. Aber in erster Linie versteht sich die Band als Live-Performer, als wahrhaftige Überbringer des realen phonetischen Untergangs und den konsumiert man nun mal am besten live und in Farbe! (9)