Es gibt Bands, die einen auf eine eigenartige Weise verfolgen, ohne dass man ein sonderlich fanatischer Fan von ihnen gewesen wäre, wie im Fall der Mitte der Achtziger gegründeten Nürnberger Band SHINY GNOMES, die für ihre erste Single „Sexmaniac“ (1986 bei Glitterhouse erschienen) den Song der obskuren Schweizer Sechziger-Jahre-Beatband THE COUNTDOWNS coverten. Parallel dazu erschien auf Audiokassette eine Live-Aufnahme, „Do The Strecker! Live!“, aufgenommen in der Schweiz. Auch der 1987 veröffentlichte Longplayer „Some Funny Nightmares“ enttäuschte mit seinem geschmackvollen Psychedelic Pop nicht. Danach landeten SHINY GNOMES sogar für kurze Zeit bei Polygram, aber der kommerzielle Durchbruch blieb aus. In den letzten Jahren erschienen in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder neue SHINY GNOMES-Platten, bei denen Bandkopf Stefan Lienemann aka Limo (ein angenehm charakteristischer Sänger) sein nach wie vor vorhandenes songwriterisches Talent unter Beweis stellte, ohne dass daraus ein gesteigertes Medienecho resultiert hätte. Fünf Jahre nach „Searchin’ For Capitola“ gibt es jetzt mit „Otherness“ ein neues Lebenszeichen der SHINY GNOMES, die damit möglicherweise eine der schönsten und am vielschichtigsten instrumentierten Platten ihrer bisherigen Karriere aufgenommen haben. „Otherness“ erfindet den von Keyboards angetriebenen Psychedelic Pop der Gnomes zwar nicht neu, dafür wirkt das Album aber kompositorisch wie aus einem Guss und besitzt einen in ästhetischer Hinsicht beeindruckend opulenten Gesamtsound, ohne dass sich bestimmte Songs besonders hervorheben würden. Wahrscheinlich wird auch „Otherness“ abgesehen von langjährigen Fans mal wieder niemand so richtig interessieren, ich jedenfalls freue mich, dass die Gnomes nach 37 Jahren immer noch so hervorragende Platten aufnehmen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #161 April/Mai 2022 und Thomas Kerpen
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