Dass die Zeit zwischen einzelnen Releases mitunter lang ist, ist durch etliche Beispiele belegt; besonders im DIY-Bereich. Bei der aus Dresden kommenden und nun über mehrere Städte verteilt lebenden Band YON sind seit der letzten EP „You“ sechs Jahre vergangen. Jetzt liegt das Debütalbum „Order Of Violence“ vor und lässt sich im Post-Hardcore/Screamo-Kosmos verorten. Verständlich beziehungsweise kaum verwunderlich ist, dass sich in einer so langen Zeit auch der Sound etwas verändert hat. Die Songs sind mitunter chaotischer, nicht mehr so post-rockig und tragend, diese Unruhe gefällt mir. Der Gesang, auf Deutsch und Englisch, wiederholt diese Unruhe, kann sich aber genauso gut längere Zeit zurücknehmen und leisere und entspanntere Töne anstimmen, wie im fast neunminütigen „Confronted by the deity“. Die vom Buch „Lord of the Flies“ inspirierten Texte lassen die auf dem Cover, im Booklet und auf der Platte verstreuten Skizzen von Kindern verständlich werden. Das Album fühlt sich wohl mit dieser jugendlichen Robinsonade: An einigen Stellen wüst, manchmal nachdenklich und nicht unbedingt nur auf eine Stilrichtung festgelegt, doch auf eigenen Beinen stehend. Die wütenden Infragestellungen und Erkundungen auf „Order Of Violence“ reihen sich mühelos in die Sphäre der harschen Musiktöne ein.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #156 Juni/Juli 2021 und David Gabriel