Evan Jacobs, einst selbst mit der Band ICE und einem kleinen Label aktiv, hat einen sehr persönlichen Film über ein zeitlich wie geografisch kleines Fenster gemacht, der auch seine Jugend abbildet. Orange County, im Südosten des Großraums Los Angeles gelegen, gilt als Prototyp der amerikanischen Vorstadt, der Suburbs.
In dieser perfekten Welt aus einer endlosen Abfolge von identischen Wohnhäusern, Shopping Malls und Schnellrestaurantketten entwickelte sich schon in den späten Siebzigern eine Punk-Szene mit Bands wie ADOLESCENTS oder SOCIAL DISTORTION, in den späten Achtzigern dann kam Hardcore dazu, und um Bands wie INSTED, CARRY NATION, FARSIDE, OUTSPOKEN und 411 entwickelte sich eine ganz neue Szene, die von Labels wie Nemesis, Workshed, Revelation, New Age und Conversion in der ganzen Welt bekannt gemacht wurde und so die musikalische Sozialisation von Tausenden prägte, auch in Deutschland.
Als Teenager wurde Evan Johns 1990 von seinem Bruder in die örtliche Hardcore-Szene eingeführt, stellte fest, dass Hardcore-Musiker kein Stars sind, sondern Typen wie du und ich. 1997 war Hardcore für ihn vorbei, sein Film schildert anschaulich und chronologisch anhand alter Fotos und wackliger Videos, wie sich, angefeuert durch Labels wie Revelation, New Age, Nemesis und Conversion, eine Szene entwickelt hatte, die sich danach – den Erfolg von OFFSPRING konnte Evan schon damals nicht nachvollziehen, die von maximal ein paar hundert Zuschauern auf tausende Besucher angeschwollenen Konzerte hasste er – auflöste wie Eis in der Sonne.
Sein sehenswerter Film ist handwerklich keine große Leistung und sehr persönlich erzählt, aber deshalb so fesselnd und authentisch – und man lernt eine Menge über die Ursprünge von heute noch aktiven Bands wie STRIFE und IGNITE.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #106 Februar/März 2013 und Joachim Hiller