OPERATION IVY

s/t CD

"Operation Ivy" war ursprünglich die Bezeichnung für eine Serie von US-Atomtests im Jahr 1952, doch 35 Jahre später hielten ein paar Punks aus der Bay Area den Codenamen für geeignet, so ihre musikalischen Gehversuche zu bezeichnen.

Zusammen mit Bands wie CRIMPSHRINE, GREEN DAY und THE MR. T EXPERIENCE wurden OPERATION IVY dann Teil jener kleinen Szene von Selbermach-Punks, die sich zwischen den beiden Polen Maximumrocknroll-Fanzine und Gilman Street-Club etablierte hatte, und in deren Umfeld auch das Lookout-Label gegründet wurde.

Eine 7", ein paar Tracks für eine MRR-Compilation und ein Album spielten Jesse Michaels, Tim Armstrong, Matt Freeman und Dave Mello bis zur Auflösung 1989 ein, und kaum war die Kunde von dieser famosen Band, die klassischen Kalifornien-Punk mit CLASH-Einflüssen und Ska-Einsprengseln mischte, bis nach Europa vorgedrungen, musste man auch schon die Nachricht von der Auflösung vernehmen.

Den posthumen Durchmarsch von OP IVY konnte das aber nicht verhindern, und von der alle 27 Songs der Bands zusammenfassenden CD, die 1991 auf Lookout erschien, verkaufte das Bay Area-Label über eine halbe Million Exemplare - bis heute gehört die Scheibe mit dem prägnanten Schwarz-Weiß-Artwork zur Standardausstattung des gepflegten Punkrock-Haushalts, gerade in den USA.

Und ohne OP IVY hätte es sicher auch nicht den mit großer Verzögerung einsetzenden Ska-Punk-Boom der Neunziger gegeben, als Bands wie SKANKIN' PICKLE, VOODOO GLOW SKULLS oder LESS THAN JAKE mit ähnlichen Sounds durchstarteten und auch in Europa, ja weltweit ein neuer, eigener Stil begründet wurde.

Das Problem damals wie heute: Eigentlich hatten OP IVY damals schon alles gesagt und gemacht, was in Sachen Ska-Punk geht, das Genre (das auch sie nicht begründeten, aber wie keine andere Band prägten) hatte sich mit diesem Album faktisch bereits erschöpft und alles, was danach kam, konnte nur kopieren.

Ob der Vierer sich dieser Tatsache bei seiner Auflösung bewusst war? Ich bezweifle es. Aber die CLASH-Verehrung, sowie die Schwäche für aus Jamaika stammende Rhythmen begründeten Jahre später den Erfolg von RANCID, die Armstrong und Freeman 1991 gründeten - der Rest ist (Punkrock-)Geschichte.

Dass diese CD, die oft auch unter dem Albumtitel "Energy" gelistet wurde, nun in remasterter Version und im Digipak via Hellcat neu aufgelegt wurde, dürfte (der letzte?) Sargnagel von Lookout Records sein.

So grandios das Label war, so gering war das Verständnis von GREEN DAY und RANCID (respektive OP IVY) dafür, dass "vergessen" wurde, die massiven Katalogverkäufe sauber abzurechnen. Mit OP IVY hatte Lookout dann 2006 die Rechte an seinem letzten Massenseller verloren.

Eine grandiose, genreprägende Band, die auch nach 20 Jahren noch mitreißt und begeistert. (50:37) (10)