Man darf und sollte sich sicherlich auch die Frage stellen, wie viele Songwriter man noch braucht, die irgendeinen Punkbackground aufweisen können und dann meinen, auch allein mit einer akustischen Gitarre in der Hand und vielleicht noch ein, zwei ganz ganz guten Freunden - es ist ja alles so herzlich und warm - zusammen die Welt beglücken zu müssen.
Jonah Matranga aka ONELINEDRAWING muss sich mit diesem Album diese Frage nicht stellen lassen, vielmehr sollten sich all die Barhockersitzer mit Gitarre auf dem Schoß dieses Album anhören und sich dann schleunigst schnell selber ein paar ehrliche Fragen stellen.
Denn nur weil man als Punkrocker auch einige Country- und Folk-Platten in seinem Kinderzimmer stehen hat, beherrscht man noch lange nicht diese Musik. Auch dies muss sich Matranga nicht vorwerfen lassen, erstens weil er hier nicht nur öde auf seinen Saiten zupft, sondern die von fast allen viel zu schmalen gesetzten Grenzen des Songwriterdaseins einfach nicht beachtet.
Und zweitens, weil er nicht versucht die Hörer mit stumpfester Kaminknisterstimmung (wahlweise auch sommerliches Getreidefeld) emotional zu berühren, was in fast allen Fällen natürlich gehörig daneben geht, sondern mit seiner Stimme und ihren Variationen dies auch wirklich schafft.
Mit dem rockigen "Over it", in dem sein rauer Gesang in die lauten und euphorischen Chöre überleitet, hätte man als Eröffnung eines Songwriter-Albums wohl kaum erwartet. Auch das ebenfalls voll instrumentierte "We had a deal" lässt FAR-Nostalgie aufkommen und lässt den Verlust von NEW END ORIGINAL, wenn er denn einer sein sollte, problemlos verschmerzen.
Die spärlich instrumentierten "Livin' small" und "Believer" hangeln sich an emotionalen Abgründen und der erfüllenden Stimme Jonahs entlang. Die großen Kübel mit der stinkenden Peinlichkeit und dem klebrigen Kitsch sind dabei erst gar nicht ins Studio geholt worden, werden folgerichtig auch nicht umgestoßen.
Mit "Stay" zaubert ONELINEDRAWING dann noch in einem Song eine Stimmung hin, hinter der Leute wie AQUALUNG ein ganzes Album hinterher hecheln, sie dann aber doch nie erreichen. Die Messlatte liegt mal wieder etwas höher und die meisten anderen Aspiranten dürften daran scheitern.
Neben den 11 Audio-Tracks finden sich zudem noch 12 mp3-Tracks auf der CD, die verschiedene Demoversionen beinhalten. (38:21) (09/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #55 Juni/Juli/August 2004 und Simon Brüggemann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #47 Juni/Juli/August 2002 und Joachim Hiller