ONCE UPON A TIME IN... HOLLYWOOD

An Quentin Tarantino scheiden sich regelmäßig die Geister: Brillanter Kult-Regisseur oder nur jemand, der sich bei seinem Raubzug durch die Filmgeschichte mit fremdem Federn schmückt und dessen Arbeiten überlang und zu geschwätzig sind? Ohne die zahlreichen Querverweise und Zitate wäre das Kino des Quentin Tarantino sicher weniger spektakulär.

Hinzu kommt natürlich der persönliche Geschmack, denn während ich seine Western „Django Unchained“ von 2012 und „The Hateful Eight“ von 2015 für viel zu lang und zu geschwätzig halte, hätte seine großartige Kriegsfilm-Groteske „Inglourious Basterds“ mit ihrer kontrafaktischen Geschichte ruhig noch ein paar Minuten länger sein können.

Selbiges gilt für seinen bereits 160-minütigen aktuellen Film „Once Upon A Time In... Hollywood“. Aber vielleicht geht mein Wunsch bald in Erfüllung, denn angeblich soll daraus wie bei „The Hateful Eight“ eine verlängerte Netflix-Miniserie werden – einige zusätzliche Szenen sind bereits auf der aktuell erschienenen Blu-ray enthalten.

Wer bei „Inglourious Basterds“ bereits mit der kontrafaktischen Dimension der Geschichte ein Problem hatte, wird auch in „Once Upon A Time In... Hollywood“ damit konfrontiert, dass Tarantino die historische Realität unverschämtheiterweise ignoriert.

Dabei muss man sich immer den Titel vor Augen halten, „Es war einmal in ... Hollywood“, denn so beginnen auch Märchen. Und so geht es hier nicht um eine ernsthafte Aufarbeitung des Manson-Kults und der Tate-LaBianca-Morde, sondern um eine aufwendig gestaltete Parallelwelt mit zahlreichen Verbindungen zur Realität und tatsächlich existierenden Personen wie Roman Polanski und Sharon Tate, nur dass Tarantino deren Geschichte frech auf den Kopf stellt.

Wobei die eigentlichen Hauptfiguren ein ehemaliger Fernsehstar und sein Freund und Stuntdouble sind.