Foto

ENGLAND IS MINE

On Becoming Morrissey

Das musste ja schiefgehen. Ein Spielfilm über einen Mann, den keiner verstehen kann und soll (aktuelles Beispiel: Das Spiegel-Interview Ende 2017). Regisseur Mark Gill hat es trotzdem versucht und bestenfalls eine leichte Annäherung an den einstigen THE SMITHS-Frontmann geschafft.

Er versucht sich an einem Porträt des jungen Steven Patrick Morrissey, von der Schulzeit bis zu dem Punkt, an dem es loszugehen scheint mit der Karriere. Gespielt wird Morrissey von Jack Lowden, und wer bereit ist, sich auf diesen Spielfim einzulassen, der bekommt eine „So könnte es (auch) gewesen sein“-Geschichte zu sehen.

Morrissey wird als Außenseiter in der Schule dargestellt, mit Musik und Literatur als Trost, sehr schüchtern, später depressiv, als der erste Bandversuch scheitert, genervt von öden Jobs im Finanzamt und im Krankenhaus.

Sofern man nicht sklavisch an der von Morrissey erinnerten Version der Geschehnisse hängt und nicht zu jenen extrem devoten Fans gehört, die sofort Majestätsbeleidigung wittern, bekommt man von „England Is Mine“ die vielen von uns geläufige Erfahrung dargestellt, wie es ist, wenn man sich wegen seiner Musik- und sonstige Interessen, wegen Unlust zur Beteiligung an üblichem Teenager-Zeitvertreib, an den Rand der Gesellschaft gedrängt fühlt.

Passend dazu ist die trübe Stimmung im England der späten Siebziger. Gegen den Film spricht die manchmal etwas zu spekulative Art, das Fehlen der Musik (trickreich wird kaschiert, dass Musik etwa von SEX PISTOLS oder Patti Smith nicht lizenziert wurde) – und das völlig abrupte Ende an jenem Punkt, als es in Sachen THE SMITHS gerade losgeht.

Eine fast vertane Chance, andererseits: ein Film mit (dem Segen) von Morrissey? Unmöglich, undenkbar ...