Mika Vember besitzt eine Gitarre, eine Stimme, der sie gekonnt Töne zu entlocken versteht, schreibt Lieder, erzählt Geschichten, kotzt sich aus. Sie ließe sich also wunderbar als Singer-Songwriterin bezeichnen, sich in diese Schublade stecken, was an manchen Stellen durchaus treffend erscheint, an anderen weniger.
Dann nämlich, wenn zusätzlich zu Gitarre, Gesang, Mundharmonika und Piano, Streicher, Trompeten oder Akkordeon ausgepackt werden. Dann, wenn sich zu einfachen Folknummern vielfältig arrangierte Gänsehautgaranten gesellen, wenn zu reduzierten Akustikgitarrenklängen wilde Polkabeats kommen, die glauben lassen, die Kollegen vom KAISERZ ORCHESTRA wären zu Gast.
Der Gesang bleibt oft unaufdringlich leise, mancherorts brüchig, lässt aber auch Platz für lautere Töne. Mika versteht es durchaus ihre Stimme zu heben, immer in den richtigen Momenten wohlgemerkt.
Alles in allem haben Frau Vember und ihre wackeren Mitstreiter mit "Now Or Now" ein großartiges Album erschaffen, eingängig zwar, aber dennoch vielschichtig. Es gibt viel zu entdecken, vieles was es noch herauszuhören gilt.
Wäre die Welt fair, würde die Künstlerin im Hauptberuf nicht in Wien Germanistik und Englisch studieren, sondern hätte von den zahlreichen Plattenverkäufen für sich und ihre beiden kleinen wie sympathischen Labels bereits eine Villa in Monte Carlo gekauft.
Wobei, wollen sie das denn wirklich? Ich glaube - nach intensiver Auseinandersetzung mit dieser Platte - nicht. (9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #79 August/September 2008 und H.C. Roth