IKE YARD aus New York veröffentlichten ihr einziges Album 1982 auf Factory. Gegründet wurde die Formation, deren Name wie der von HEAVEN 17 auf eine Plattenladenszene in „A Clockwork Orange“ zurückgeht, 1980 von vier Leuten mit sowohl Punk- wie Kunst-Hintergrund, die aber teilweise auch die New Yorker No-Wave-Szene mitbekommen hatten, sich für JOY DIVISON, SUICIDE, KRAFTWERK, DER PLAN, MALARIA!, Krautrock und Stockhausen gleichermaßen interessierten und mit ihrer Musik vor allem neue Wege gehen wollten.
Das bedeutete damals konsequent den Einsatz elektronischer Gerätschaft, neben Bass, Gitarre und Schlagzeug. Und mit einer Vorliebe für repetitive Beats und soundscapehafte Klänge entstanden so weitgehend instrumentale Stücke von oft hypnotischer Monotonie mit zeitweisen Dub-Anklängen.
Doch noch bevor IKE YARD die Chance hatten, mit ihrem ersten Album eine an innovativen Klängen interessierte Öffentlichkeit zu erreichen, lösten sie sich Anfang 1983 auf – und sind jetzt wieder aktiv.
„Nord“ ist der Titel des von Paul Geluso inNew York aufgenommenen Werkes, dessen deutscher Titel sich wohl darauf zurückführen lässt, dass mit Stuart Argabright einer der Beteiligten schon 1983 in Berlin eine neue Heimat fand.
Naturgemäß klingt elektronische, experimentelle, beatlastige Musik im Jahre 2010 weniger innovativ als 1982, wurde doch seitdem so ziemlich alles, was damals neu war, in irgendeiner Form recyclet oder weiterentwickelt, und so fällt es mir schwer, IKE YARDs heutige musikhistorische Bedeutung einzuschätzen.
Drücken wir es so aus: Als außergewöhnlich oder innovativ empfinde ich hier nichts, was nicht bedeutet, dass „Nord“ nicht dennoch ein atmosphärisches, handwerklich über jeden Zweifel erhabenes Album ist.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Joachim Hiller