Foto

NOMEANSNO – From Obscurity To Oblivion: An Oral History

Jason Lamb & Paul Prescott

Eine Schwalbe macht keinen Sommer, und ein Buch über die 2016 aufgelöste Ausnahmeband NOMEANSNO aus Vancouver, Kanada sollte auch nicht zusammen mit den aktuellen Rereleases auf Alternative Tentacles dazu verleiten, eine Reunion herbeizuphantasieren. Sein Bruder Rob sei durch mit der Musik, sagte John Wright 2021 im Ox-Interview. Um so wichtiger ist es, die Bedeutung dieser Band mittels eines Buches zu verewigen. Eine Band, die auf ihren ersten beiden Europatouren Ende der 1980er sehr viele Menschen nachhaltig beeindruckt hat, so wie vielleicht nur FUGAZI, weil sie die musikalischen Grenzen dessen sprengten, was bis dahin für Punk und Hardcore gehalten wurde. In den folgenden 25 Jahren waren sie verehrte Dauergäste auf europäischen Bühnen, und nein, der Titel des Buches ist da nicht ganz stimmig: „Aus der Obskurität ins Vergessen“ impliziert, es könne sich niemand mehr an die Wright-Brüder erinnern. Jason Lamb kennt die beiden schon ewig, das sicherte ihm den Zugang zu ihnen für dieses Buch, Paul Prescott als Fan der Band seit Mitte der 1980er unterstützte ihn dabei, und so entstand dieses sehr umfangreiche, reich bebilderte Buch im Oral History-Stil, sprich: Interviewaussagen von Bandmitgliedern und Wegbegleitern (u.a. Jello Biafra und diverse Musikerkolleg:innen) wurden in Themenblöcken entlang des Zeitstrahls zusammenmontiert. Man gewinnt schnell einen Eindruck von der intensiven Geschwisterbeziehung und davon, wie einen das Leben mit einer Band „auffressen“ kann, es geht um mentale Gesundheit, um das ewige Touren, aber erstaunlich wenig um die außergewöhnliche Musik der Band. Alles in allem Pflichtstoff für alle Fans.