NOCTURNAL ANIMALS

Der 55-jährige, homosexuelle US-Amerikaner Tom Ford ist eigentlich erfolgreicher Modedesigner, der bereits für Gucci und Yves Saint Laurent gearbeitet hat und inzwischen seine eigene Modemarke besitzt.

Ford kann sich über Langeweile sicher nicht beklagen, setzte sich aber dennoch 2009 in den Regiestuhl, um seinen ersten Film „A Single Man“ zu drehen, in dem es um einen in die Jahre gekommenen homosexuellen Literaturprofessor geht, der versucht, mit dem Unfalltod seines Lebensgefährten klar zu kommen; eine in ästhetischen Bildern festgehaltene, berührende menschliche Tragödie.

Sieben Jahre später gibt es einen weiteren Film von Ford, die Verfilmung des 1993 erschienenen Romans „Tony und Susan“ von Austin Wright. „Nocturnal Animals“ wird dabei fälschlicherweise oft als Thriller bezeichnet, aber eigentlich ist der Film ein klassisches Drama, in dem die erfolgreiche Galeristin Susan (Amy Adams), deren Ehe gerade in die Brüche zu gehen scheint, gezwungen wird, eine weit zurückliegende Beziehung auf eine quälend metaphorische Weise erneut zu durchleben, als ihr unerwartet ein früherer Lebensgefährte ein Drehbuch namens „Nocturnal Animals“ zuschickt.

Ford verknüpft dabei raffiniert zwei unterschiedliche Erzählebenen, denn während Susan die lange zurückliegende, gescheiterte Beziehung Revue passieren lässt, wird sie mit dem verstörenden Inhalt des Drehbuchs konfrontiert, in dem es um das tragische Schicksal eines Familienvaters geht, dessen Frau und Tochter vergewaltigt und ermordet wurden.

Dabei zeigt sich erneut das erzählerische und gestalterische Talent Fords, dessen beeindruckend origineller Film mit den irritierenden Bildern von tanzenden, nackten und extrem fettleibigen Frauen beginnt, ein Verweis auf das Gemälde „Benefits Supervisor Sleeping“ des britischen Künstlers Lucian Freud.