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NINE MILES DOWN

Im spärlichen Gesamtwerk von Regisseur Anthony Waller lassen sich u.a. der viel versprechende STUMME ZEUGIN (1994) oder der extrem überflüssige AMERICAN WEREWOLF IN PARIS (1997) finden, welche Erwartungshaltung soll man also an NINE MILES DOWN haben, nach fast zehn Jahren Pause? Am besten keine, dann wird man angenehm überrascht werden, denn was nach mieser B-Movie-Videothekenware aussieht, entpuppt sich letztendlich als erstaunlich kompetentes Horror-Zwei-Personen-Stück, das auch gut als Episode der „Tales From The Crypt“-Reihe vorstellbar wäre.

Darin wird der Sicherheitsmann Thomas Jackman (Adrian Paul, aus der öden „Highlander“-Serie) zu einer Bohrstelle in der Sahara entsandt, um nach dem Rechten zu sehen und findet eine verwaiste Forschungsstation vor.

Denn die dort arbeitenden Wissenschaftler haben sich offenbar in Luft aufgelöst, stattdessen entdeckt er die Überreste satanischer Rituale. Und plötzlich taucht aus dem Nichts auch noch eine sexy Joggerin auf, keine Fata Morgana, sondern Dr.

Jennie Christianson (Kate Nauta aus TRANSPORTER 2), offenbar Mitglied des verschwundenen Forschungsteams, deren Anwesenheit die ganze Sache noch mysteriöser macht. Zumal sich Jackman immer mehr in Wahnvorstellungen verstrickt und die Grenze zwischen Einbildung und Realität bedrohlich verschwimmt.

Ist die attraktive Wissenschaftler jetzt die Abgesandte des Satans in menschlicher Gestalt oder verliert Jackman einfach nur den Verstand? Genau diese Frage beantwortet Waller eben nicht und lässt den Zuschauer lieber darüber im Unklaren, was er da eigentlich gesehen hat, was zur Abwechslung mal nicht der Unfähigkeit des Drehbuchautors geschuldet ist, sondern einen durchaus subtiler Schachzug darstellt, um seinen Film nicht der Lächerlichkeit preiszugeben.

Ein 80-minütiges, trotz beschränkter Produktionsmittel gut umgesetztes, spannendes Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers im Kontext bestimmter Genrekonventionen und versehen mit gut dosierten, nicht übertriebenen Schocks.

Man spricht da ja gerne mal von „Mindfuck“. Auch hier spielt natürlich die Umgebung eine große Rolle. Denn die Hitze, die menschenfeindliche Wüstenlandschaft und die damit einhergehende Isolation fördern noch die unheimliche Atmosphäre und sich verstärkende klaustrophobische Stimmung.

Man kennt das ja aus Stanley Kubricks King-Adaption THE SHINING, die hier durchaus Pate gestanden hat, ebenso wie John Carpenters DAS DING AUS EINER ANDEREN WELT. NINE MILES DOWN hebt sich deshalb angenehm von unsubtilen Großproduktionen im Bereich Horror und Science Fiction ab, etwa zuletzt so ein Käse wie PANDORUM, denn manchmal ist weniger eben mehr.

Und das führt in diesem Fall zu einem Horror-Thriller, dessen Zutaten zwar bekannt sind, aber deren spezielles Mischungsverhältnis deutlich den Gesamtgeschmack verändern, da verzeiht man gern, wenn es bezüglich der Logik mal etwas hakt.