Was für ein wunderbarer Horror-Comic! Warum? Ganz einfach: Die Story ist quasi gleichzeitig das Konzept. Und das Konzept ist: Graphic Novel trifft Film. Wie das geht? Wieder ganz einfach: Laut der Geschichte soll der Horrorfilm „Night Of The Ghoul“ aus den Dreißiger Jahren ein berüchtigter Hollywood-Mythos sein – und angeblich ist die einzige Kopie bei einem Studiobrand vernichtet worden. Der Cutter und eher erfolglose Filmemacher Forest Innman findet beim Gedanken daran keine Ruhe und macht deswegen den Regisseur ausfindig, der zurückgezogen in einem Altenheim lebt. Sein Plan: Den Film irgendwie zu finden und womöglich wieder auf die Leinwand zu bringen. Doch anstatt sich über die späte Aufmerksamkeit und das Interesse für seinen Streifen zu freuen, überrascht der alte Mann seinen Besucher mit einer unheilvollen, sich am Ende schlussendlich bestätigenden Warnung ... Scott Snyder (Szenario) und Francesco Francavilla (Zeichnungen) lassen die Handlung und, wenn man so will, die Filmgeschichte innerhalb des Comics immer wieder grandios miteinander verschmelzen. Die Bilder sind in all ihrer gebotenen Düsternis zudem an Filmsequenzen angelehnt und somit cineastisch angehaucht, Farben werden spärlich verwendet. Und fest steht: Das Grauen bricht sich ebenso schnell und konsequent Bahn wie die Begeisterung über diesen Band, sein Konzept, die Story und das erstklassige Autoren- und Zeichner-Duo. Dass die Ausstattung mit 168 Seiten und einer kleinen, aber sehr feinen Galerie von alternativen Covern als Extra zudem sehr üppig ausfällt, ist die schwarzdunkle Kirsche auf der noch schwärzeren Horror-Torte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #174 Juni/Juli 2024 und Frank Weiffen