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SCREAMING DEAD

Night Creatures

Es müsste ein spezielles Emoticon geben für das enttäuschte Gesicht von Plattenkäufer:innen, wenn diese das Cover einer Platte „ausschütten“, um die Beilagen, zumindest aber das Textblatt zu begutachten. Tja, da ist nix. Und dabei müsste es in meiner Welt ein Gesetz dafür geben, dass Textblatt, Linernotes, Foto- und Flyerreproduktion für jeden Rerelease zwingend vorschreibt. SCREAMING DEAD gründeten sich 1980 in Cheltenham, UK und wurden gerne mal mit dem Begriff „Horror-Punk“ belegt, was historisch vielleicht eine gewisse Relevanz hat, aber nicht auf die falsche Fährte führen sollte, sie musikalisch irgendwo im MISFITS-Lager zu verorten oder im Neo-Horror-Punk-Lager, das sich vor zehn, fünfzehn Jahren mal einer größeren Beliebtheit erfreute. SCREAMING DEAD veröffentlichten zwischen 1982 und 1984 mehrere Singles und EPs sowie die 12“s „Night Creatures“ (No Future Records) und „The Danse Macabre Collection“ (Angel Records), aber kein Album, bevor sie sich 1985 auflösten. 1997 fand die Band wieder zusammen, 1999 war erneut Schluss, 2000 kam aber noch das „Death Rides Out“-Album. 2014 wagte Frontmann Sam Bignall teils mit anderen Originalmitgliedern einen weiteren Neustart, 2018 kam die „Methadonia“-EP, und Live-Aktivitäten gab/gibt es auch wieder. Nun hat Mad Butcher die 5-Song-EP „Night Creatures“ neu aufgelegt, wie beschrieben ohne alle Extras, aber immerhin auf 45 rpm rotierend und damit gutem Sound. Man hört der Band an, dass sie damals wohl etwas zwischen den Stühlen saß: einerseits mit klaren Goth/Wave-Trademarks, aber soundmäßig nicht so dicht und zwingend wie andere Zeitgenossen mit (später) großen Namen, dafür aber eben mit so einer gewissen – ja – spooky Horror-Punk-Komponente. Ein interessanter Missing Link, ein umfassendes Package mit mehr Songs, Linernotes etc. wäre aber zielführender gewesen.