Es mag nicht die hotteste Idee zu sein, alte Songs mit Orchester-Unterstützung neu einzuspielen, darauf sind bereits zahlreiche Bands und Künstler:innen gekommen, und oft gab ihnen das Endergebnis sogar recht – oder eben auch nicht. NEW MODEL ARMY-Frontmann Justin Sullivan hatte schon auf seinen beiden Soloalben von 2003 und 2021 mit Klassik-Instrumentierung gearbeitet, zudem bietet sich das besondere Pathos der 1980 im englischen Bradford gegründeten Post-Punk-Institution geradezu an, um mit voluminösen Orchester-Sounds die Intensität der emotionalen Songs zu steigern. Bei „Sinfonia“ handelt es sich um einen auf zwei CDs (und drei LPs) verteilten, im Juli 2022 im Berliner Tempodrom mitgeschnittenen Auftritt von NEW MODEL ARMY zusammen mit dem Sinfonia Leipzig Orchester – der komplette Auftritt ist jeweils auch als DVD enthalten. „Sinfonia“ ist ein durchaus gelungener Querschnitt des Schaffens der Band mit Klassikern wie „Vagabonds“ oder „Green and grey“, wobei man auf frühe Hits wie „No rest“ oder „51st State“ verzichten muss, dafür sind die ersten beiden Alben „No Rest For The Wicked“ und „The Ghost Of Cain“ von Mitte der Achtziger mit anderen Songs vertreten. Wer sich an den normalen rockigen Arrangements von NEW MODEL ARMY über die Jahre sattgehört hat, bekommt mit „Sinfonia“ zwar keine völlige Neuinterpretation geliefert, aber dennoch eine neue Perspektive auf bereits Bekanntes, wodurch die Songs auch ganz sicher nicht schlechter geworden sind – ganz im Gegenteil.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #171 Dezember 2023/Januar 2024 2023 und Thomas Kerpen