Nach dem Post-Wave-Punk geht es nun also mit dem Glam, oder besser gesagt Post-Glam weiter, könnte man zumindest meinen, wenn man sich von THE NERVOUS RETURN die Ohren verwöhnen lässt. 70's-Punk mischt sich mit der betont lässigen Geste des Postpunk und lässt den Glam wieder aufleben, verspiegelte Sonnenbrillen und die entsprechenden Gitarrenhooks gehören natürlich dazu.
Hier paart sich ein warme stilistische Vielfalt - die sich auch dem Dub und Reggae öffnet - mit einem unterkühlten Gestus. Der unnahbar scheinende Gesang, der nur selten unkontrolliert, spontan und unberechnet klingt, ist nur eine Facette dieses Gestus.
Ingesamt ergibt sich ein musikalisches Gewitter, dessen Akteure oftmals neben ihrem eigenen Produkt zu stehen scheinen und nicht nur ihr eigenes Image dekonstruieren, sondern auch die Fassade der gesamten Rockwelt niederreißen zu wollen scheinen.
Man betrachte nur das Bandfoto im Booklet, hinter der Glam-Fassade steckt das unästhetische Grauen, bricht das glitzernde Leben der Rockstars und offenbart genauso deren sinnentleerte Existenz, Blicke ins Nichts, wonach sie suchen wird nicht ganz klar.
So zeugen die Texte zwar auch von Wut und Verzweiflung, scheinen aber noch nicht den richtigen Weg gefunden zu haben, dies zu artikulieren. Hier ist etwas in der Entstehung, das seinen Weg teilweise noch sucht.
Und ob man etwas schlagen kann, indem man die gleichen Waffen wählt, bleibt auch mehr als fraglich, denn der Mainstream-Konsument wird auch hier nur den Blick auf die Fassade werfen, nicht aber dahinter, wodurch NERVOUS RETURN aber zu einer weiteren langweiligen Retroband verkommen würden.
(36:14) (07/10)
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