Schön, mal wieder eine gute, junge Band mit sorglosem Studenten-Ska-Sound. 3rd Wave zieht hier als Schublade allerdings nicht mehr, denn das stilgebende Ska-Gerüst wird hier völlig angstfrei durch Soul, Raggamuffin, Reggae, Rock und ganz viel Pop ausgeschmückt.
Demzufolge sind dann auch die zwei überragenden Stücke klassischer Crossover-Ska mit teils verzerrten Gitarenpassagen („Blow“) oder tiefenentspannter Modern-Reggae („Mind murder“), der gefährlich nach einem gewissen Gentleman klingt.
Radio? Nicht auszuschließen! Die Göttinger Band liefert 14 Mal ordentlichen Wohlfühlsound ab, der nicht übertrieben perfekt, zuweilen etwas verspielt daherkommt. Etwas übertrieben wurde allerdings bei „Astronauta“, denn diese Jazz-Experimente wären besser im Proberaum geblieben.
„Sick & tired“ sowie „Line 45“ eröffnen die Platte trotzdem mit schmissigen Ska-Pop, großartig! In der Gesamtheit wirkt das zweite Album leider etwas zerfahren bis beliebig. Mike Butcher hatte bei der Verpackung seiner Veröffentlichungen in der Vergangenheit mehr als gegeizt, bei den Göttinger Nerds hat er sich allerdings nicht lumpen lassen und spendiert dem Digipak auch noch ein 20-seitiges Beiheft.
Das Auge hört mit. Und hört eine insgesamt gelungene Veröffentlichung von einer Band mit positiver Energie und Potenzial für einen Geniestreich beim dritten Anlauf.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #99 Dezember 2011/Januar 2012 und Lars Weigelt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #99 Dezember 2011/Januar 2012 und Lars Weigelt