Foto

NEIGHBORHOOD BRATS

Claw Marks

„Die Blagen von nebenan“ sind zurück, und die „brats“, das sind in erster Linie Jenny Angelillo und George Rager, die für das Songwriting, Gesang und Gitarre zuständig sind und sich, so steht es auf dem Beiblatt, in dieser Kombination als die NEIGHBORHOOD BRATS sehen – Bassist und Drummer werden als „additional personnel“ aufgeführt.

Eine überdeutliche Ansage, wer hier die Hosen anhat ... Die 2010 in San Francisco gegründete, mittlerweile aber in Los Angeles ansässige Band veröffentlichte 2014 ihr erstes Album „Recovery“ ebenfalls auf Taken By Surprise aus Bayern, „Claw Marks“ erscheint nun mit kleiner Verzögerung auch dort, war die US-Version doch bereits 2018 auf Dirt Cult erschienen.

Störte mich beim Debüt-Longplayer noch etwas die schwache Produktion, gibt es auch in dieser Hinsicht hier nichts zu beanstanden. „Claw Marks“ bietet allerbesten Power-Pop-Punk alter Los Angeles-Schule, so als hätte man die AVENGERS mit den RAMONES gekreuzt, kurz nachdem letztere dort aus dem Studio von Phil Spector entkommen waren.

„Typische“ Pop-Punk-Alben leiden ja oft unter einer gewissen Gleichförmigkeit, doch diesem Verdikt entgehen Jenny und George durch die fesselnde Atemlosigkeit der elf Songs mit wundervollen, überschwänglichen Melodien, Chorgesang, peitschenden Gitarren, vorantreibendem Schlagzeug und auch mal Orgel oder Piano.

Mein Hit hier: das psychedelische „Touching the void“, das mich an die leider in Vergessenheit geratenen FASTBACKS erinnert. Und wer denkt, bei so viel Wohlklang wäre kein Platz für kritische Töne, hat sich getäuscht: in „Late stage capitalism“ rechnet George Rager mit dem Zustand der USA ab.