NEAERA

Forging The Eclipse

Als mein jüngerer Bruder zu Beginn der Neunziger Jahre den damals aufkeimenden norwegischen Black Metal entdeckte, um mit ihm – wohlgemerkt äußerst erfolgreich – gegen unsere Eltern zu rebellieren, brachte er ungewollt auch mich auf die Palme.

Abgesehen von der kruden Ideologie der Szene waren es neben den häufig unfreiwillig komischen Inszenierungen nicht zuletzt gewisse klanglich-stilistische Manierismen (nasaler Gitarrensound, hysterische Vocals, überbordendes Tremolo-Picking), die meine jugendlichen, an Thrash und Hardcore gewöhnten Ohren sprichwörtlich bluten ließen.

Heute nicht mehr ganz so jugendlich, höre ich NEAERA als eine jener Bands, denen es um die Verbindung von Black und Death Metal mit Hardcore zu tun ist. Und ich muss sagen: Hätte die einstige Lieblingsmucke meines Bruders auch nur ansatzweise so geklungen, wäre sie von mir weitaus emphatischer aufgenommen worden.

Zwar blitzen hier und da enervierende Traditionsbezüge auf, etwa in Form des schwarzmetallischen Hangs zu kitschigen Interludien, doch vermögen diese den resoluten Drive der Platte kaum zu stören.