Nadine Shah ist eine Musikerin Mitte dreißig. Sie hat keine Kinder und ist nicht verheiratet – sie sagt, dass sie das mit 14 nie geglaubt hätte. „Kitchen Sink“ ist ein starkes Plädoyer für das Sichtbarmachen unterschiedlicher Lebensentwürfe. Klar gibt es sie, die Frauen mit Ehemann und Kind, aber es gibt eben auch andere Geschichten, die es nicht weniger wert sind, erzählt zu werden. Shah klagt an, dass Frauen mit dem Alter immer weniger sichtbar werden. Sie schreibt Antworten auf Songs wie „All that she wants“ von ACE OF BASE oder den Weihnachtsklassiker „Baby, it’s cold outside“ und prangert die merkwürdigen Erwartungen an Frauen darin an. Shah fordert, die alten Hits mal aus der Frauenperspektive zu betrachten. All das verpackt sie in kluge Songtexte und Musik, die sich kaum nur einem Genre zuordnen lässt. TripHop, heißt es, Funk vielleicht, ein bisschen Pop und das alles zusammen mit Shahs außergewöhnlicher Stimme macht dieses Album zwar nicht sehr zugänglich, dafür aber umso interessanter. Ein durch und durch augenöffnendes Album. Bitte mal ganz genau zuhören.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #151 August/September 2020 und Julia Brummert