NADA

Max Cabanes

Dass Europa im Kalten Krieg auch für die Literatur und das Kino ein spannender Schauplatz war, ist heute wieder zu spüren, immer wieder tauchen auch im Mainstreamkino Filme auf, die sich in dieser Szenerie bewegen.

Die Vorlage zu „Nada“ allerdings ist schon älter. So wurde der 1972 erschienene Roman von Jean-Patrick Manchette, auf dem auch dieser Comic basiert, bereits 1974 von Claude Chabrol mit Fabio Testi in der Hauptrolle verfilmt.

Damals war die Angst vor Linksterroristen und Staatsgewalt noch eine realere und so begleiten wir eine Terrorzelle Anfang der Siebziger Jahre in Paris dabei, eine Entführung zu planen und durchzuführen, wobei naturgemäß nicht alles nach Plan läuft und infolge dessen nicht ohne Blutvergießen auf Seiten der Terroristen sowie des Staatsapparats vonstattengeht.

Auf prallen 192 Seiten beobachten wir das Versagen und die Kaltblütigkeit beider Seiten. Alles in dieser Welt ist kalt und bedrohlich, man spürt geradezu die stille Verzweiflung und Resignation der Menschen in dieser Metropole, die nichts mit dem romantischen Paris gemein hat, das man sonst vielleicht vor Augen hat.

Was als Roman und Film bereits funktioniert hat, ist auch als Comic ein echter Genuss. Man ist nah an den Charakteren und deren Motivation, auch auf Seiten der Politik, die nicht unbedingt an einer friedlichen Lösung dieser Situation interessiert ist, bis zur finalen Eskalation.

Die Kunst ist hier, dass man keinen der Terroristen oder Polizisten je wirklich sympathisch findet, ihnen aber jedoch zu jeder Zeit in ihrem Handeln folgt, bis zum Schluss ein neuer Tag anbricht.

Ob die Welt danach eine bessere oder schlechtere ist? Wer weiß das schon, wenn sich der graue Schleier erneut über der Stadt erhebt.