Die fünfköpfige Band BOTSCHAFT nennt ihr erstes Album „Musik verändert nichts“ und schon beim Titel sind wir uns uneinig. Der deutschsprachige und meist im Midtempo tänzelnde Indierock verändert bei mir ziemlich viel.
Meine gute Laune verwandelt er beispielsweise in anstrengendes Genervtsein. Wie ein weiteres Instrument reiht sich mein ständiges Seufzen ein. Anfangs ist mir nicht klar, ob die Sonnenstrahlen lediglich an meiner höchstpersönlichen Mauer scheitern.
Jedenfalls warte ich beim Opener „Schöne Idee“ auf den bösen, unvermeidbaren Twist. Spoiler – er kommt nicht, die Band ist so harmonisch drauf. Spätestens beim Falsettgesang („... ideaaaaaaaaaler Einheit“) und mit Zeilen wie „Bist du mit mir vereint?“ setzt ernsthaftes Unbehagen ein.
Guter Wille, absolute Top-Soli und beeindruckende Melodiebögen ändern nichts daran, dass die Worte „Sozialisiert in der BRD“ in keiner Welt ein schöner Refrain sind und ich BOTSCHAFT nicht verstehe.
Unangenehm saubere, klare Werbemusikmelodien täuschen Beiläufigkeit an. Programmierter verträumter Gesang trifft auf Zynismus. Zynismus, so tief mit Sarkasmus verschlungen, dass nicht mehr klar ist, ob das noch ironisch gebrochen oder schon ernst gemeint ist.
Solche Alben hinterlassen bei mir kein gutes Gefühl, sind aber garantiert nette Leute, die BOTSCHAFT.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #142 Februar/März 2019 und Nadine Schmidt