NEW ORDER

Music Complete

Wer der irrigen Ansicht ist, NEW ORDER hätten nach ihrem Debüt „Movement“ von 1981 – als die Transformation von JOY DIVISION zu etwas deutlich Lebensbejahenderem noch nicht völlig abgeschlossen war – nichts mehr von Bedeutung produziert, braucht an dieser Stelle nicht weiterzulesen.

Alle anderen dürften sich darüber freuen, dass NEW ORDER nach zehn Jahren ein neues Album aufgenommen haben, das insgesamt neunte. Der Wermutstropfen: bereits 2007 stieg Bassist Peter Hook aus, der schon Gründungsmitglied von JOY DIVISION war.

Dafür ist die ursprüngliche NEW ORDER-Keyboarderin Gillian Gilbert wieder mit dabei, die schon länger mit Schlagzeuger Stephen Morris verheiratet ist. Den Ton gibt hier gleich die wundervolle Vorabsingle „Restless“ an, mit der NEW ORDER elegant an ihre Frühwerke anknüpfen können, wie gewohnt getragen von Bernard Sumners charakteristischem Gesang und vom früheren Factory-Records-Hausdesigner Peter Saville passend zum Album im minimalistischen Mondrian-Stil gestaltet.

Nach dem Ende von JOY DIVISION hatte bei NEW ORDER schnell eine Hinwendung zu Pop und Dance Music stattgefunden, die nicht jedem schmeckte, auch wenn ihr Sound dadurch niemals zu seelenloser Chartsmusik mutierte.

Und auch „Music Complete“ wird beherrscht von dem Bemühen, tanzbaren Pop zwischen YELLO, KRAFTWERK und Euro Disco mit zeitgemäßer Note zu liefern, ohne die eigene Vergangenheit völlig aus den Augen zu verlieren.

Dabei verzetteln sich NEW ORDER zwar das eine oder andere Mal – den Song mit Iggy Pop etwa hätte man sich sparen können –, aber unter dem Strich lässt das Album all das noch mal Revue passieren, was die JOY DIVISION-Nachfolger in ihren besten Momenten immer ausgemacht hatte.