Schon seltsam, dass ich MUSA - DER KRIEGER bisher immer ignoriert hatte, stammt er doch Kim Sung-Su, dessen mitreißendes Teenagerdrama BEAT von 1997 so eine Art Initiationsritus in Sachen Korea-Kino für mich war und der komischerweise nie in Deutschland veröffentlicht wurde.
Mit MUSA war Kim Sung-Su dann vier Jahre später in echten Blockbuster-Regionen angekommen, denn sein gut 150-minütiges Schlachtenepos konnte sich durchaus mit US-Filmen wie BRAVEHEART messen.
Angesiedelt Ende des 14. Jahrhunderts schildert Kim Sung-Su die Odyssee eine Gruppe koreanischer Diplomaten und Soldaten, die in China den neuen Herrschern ihre Aufwartung machen wollen, aber plötzlich zu Gejagten werden, die sich den Angriffen einer Mongolen-Horde ausgesetzt sehen und sich ohne Nahrung und Wasser durch die Wüste kämpfen müssen, um irgendwie wieder nach Hause zu kommen.
Ein ziemlich aussichtsloses Unterfangen, bei dem ein Großteil der Gruppe auf der Strecke bleibt, darunter auch die beiden Hauptprotagonisten, der General der Soldaten und ein ehemaliger Sklave (Woo-sung Jung aus BEAT), der sich als erstaunlicher Kämpfer erweist, und die um die Gunst der mit ihnen reisenden jungen Mingprinzessin streiten, von Zi Yi Zhang (CROUCHING TIGER, HIDDEN DRAGON) wunderbar als verhätschelte mädchenhafte Aristokratin dargestellt.
Sicher nicht viel inhaltliche Substanz für diese Lauflänge, aber Kim Sung-Sus straffe, bildgewaltige Inszenierung, die eleganten Kämpfe, die eher hart-realistisch als überästhetisiert sind, und die generelle Hoffnungslosigkeit dieser brutalen Odyssee machen MUSA zu großem, mitreißendem Actionkino, das sich durch Originalität und Kompromisslosigkeit deutlich von amerikanischen Blockbustern abhebt, auch wenn die Charaktere oft etwas flach erscheinen.
Man muss MUSA nur mal mit unerträglichem Rotz wie Antoine Fuquas TEARS OF THE SUN vergleichen, da weiß man dann Bescheid. Auch wenn MUSA eine gute halbe Stunde braucht, um richtig in Fahrt zu kommen, gehört er sicher zu den besten Filmen, die in den letzten Jahren in Südkorea produziert wurden.
Die inzwischen erhältliche deutsche DVD enthält die komplette Fassung des Films – die 16er-Freigabe ist aufgrund des Härtelevels schon etwas überraschend – und besitzt auch noch den obligatorischen Bonus-Kram auf einer Extra-Disc, aber der Film alleine spricht eigentlich schon für sich selbst.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #72 Juni/Juli 2007 und Thomas Kerpen