Der in Kanada geborene und 2008 mit 83 Jahren verstorbene Komponist Mort Garson dürfte vor allem Freunden musikalischer Skurrilitäten bekannt sein, wobei er sogar 1963 den Hit „Our day will come“ der R&B-Band RUBY & THE ROMANTICS geschrieben hatte, den später auch Amy Winehouse coverte. Auch im TV und Kino war Garson tätig, er komponierte etwa 1972 den Soundtrack zu „Beware! The Blob“, Larry Hagmans Fortsetzung des Fünfziger-Jahre Science-Fiction-Klassikers „Blob – Schrecken ohne Namen“. Der Kultstatus von Garson liegt vor allem darin begründet, dass ihm 1967 ein gewisser Robert Moog über den Weg lief und er in der Folge einer der ersten war, der mit dessen Moog-Synthesizer ganze Alben aufnahm (neben „Uhrwerk Orange“-Komponistin Wendy Carlos, die auch an der Entwicklung dieses Synthesizers beteiligt war). Garsons Alben sind dabei nicht mal besonders rar und lassen sich in kompletter Form auf YouTube finden, nebst inoffiziellen CD-Neuauflagen, bei denen es sich aber um schlechte Vinyl-Überspielungen handelt. Mit ähnlichen Problemen hatte man auch bei Sacred Bones zu kämpfen, die die erste offizielle CD-Version von Garsons wundervollem Album „Mother Earth’s Plantasia“ aus dem Jahr 1976 veröffentlichten, denn die Original-Masterbänder existieren nicht mehr. Diese „warm earth music for plants ... and the people that love them“, die tatsächlich dafür gedacht war, das Pflanzenwachstum anzuregen, ist eine Mischung aus elektronischer Easy-Listening- und Lounge-Musik und frühem Synthpop, die auch an die verspielteren Sounds der RESIDENTS erinnert. Neben reinen Vinyl-Neuauflagen der Garson-Alben „Didn’t You Hear?“ (1970), „Lucifier – Black Mass“ (1971) und „The Unexplained (Electronic Musical Impressions Of The Occult)“ (1975 unter dem Namen ATARAXIA veröffentlicht), bei denen sich Garsons Faible für okkulte Themen zeigte, erschien auf CD auch die Compilation „Music From Patch Cord Productions“. Darauf enthalten ist rares und unveröffentlichtes Material (darunter eine Moog-Version von „Our day will come“ oder das Titelthema von „Beware! The Blob“), das aber dennoch sehr gelungen die gesamte stilistische Bandbreite von Garsons Proto-Elektro-Pop zeigt, der möglicherweise auch Bands wie SUICIDE beeinflusste.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #154 Februar/März 2021 und Thomas Kerpen