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MOON

Dass Söhne und Töchter berühmter Persönlichkeiten der Medienlandschaft in diesem Bereich ebenfalls Fuß fassen wollen, dürfte nichts Ungewöhnliches sein, dass ihnen dabei dasselbe Talent in die Wiege gelegt wurde wie ihren Eltern, ist indes nicht selbstverständlich, siehe etwa die Filmografie von Lynch-Tochter Jennifer.

Duncan Jones sieht man im ersten Moment jedenfalls nicht direkt an, dass er der Sohn von David Bowie ist, und wer weiß schon noch, dass Bowie ja eigentlich David Robert Hayward-Jones heißt.

Jones war wohl bisher in der Werbebranche tätig, und MOON ist sein Spielfilmdebüt, nach einem Kurzfilm aus dem Jahr 2002, ganz ohne Papas Hilfe umgesetzt, dafür aber mit der von Sting-Frau Trudie Styler.

Die Kritiker überschlugen sich jedenfalls vor Begeisterung, was ja nicht unbedingt etwas zu bedeuten hat, den zum Meisterwerk hochschreiben kann man jeden lauen Arthouse-Furz. Ein guter Film ist MOON aber auf jeden Fall, der sein vorhandenes geringes Budget sehr effektiv umzusetzen wusste, und vor allem Menschen ansprechen dürfte, die noch ein Faible für die existentialistischeren Science-Fiction-Filme der Sechziger und Siebziger haben, wie 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM, LAUTLOS IM WELTRAUM oder auch der stinklangweilige SOLARIS von Tarkovsky, wobei Jones selbst auch noch ALIEN ins Spiel bringt.

Wenn man so will, eine One-Man-Show von Sam Rockwell, der auf einer Mondstation als einziger Astronaut die dortige Energiegewinnung überwacht und sehnsüchtig darauf wartet, endlich zu Frau und Kind auf der Erde zurückkehren zu können.

Doch kurz vor seiner Abreise beginnt Sam, so auch sein Rollenname, seltsame Dinge zu sehen und baut schließlich einen Unfall mit seinem Mondmobil, den er gerade noch überlebt. Als er zur Mondstation zurückkommt, wartet dort allerdings bereits ein Doppelgänger („You look like a radioactive tampon ... like a banana with a yeast infection.“), und Sam wird mit den unangenehmen Fakten seiner Existenz konfrontiert, denn er ist nicht der einzige Sam auf dem Mond.

Jones lässt sich viel Zeit, um seinen Hauptdarsteller die mysteriösen Vorkommnisse in der Mondstation aufdecken zu lassen, wo anfangs nie ganz klar ist, ob es sich nicht einfach nur um Sams Wahnvorstellungen handelt. Langweilig ist MOON allerdings zu keiner Sekunde, denn die düstere paranoide Stimmung des Films übt eine faszinierende Sogwirkung aus.

Und Sam Rockwell kann seiner tragischen Figur sogar eine humoristische Seite abgewinnen. Neben Rockwells exzellenter Darbietung ist der größte Glücksgriff für Jones aber die sanfte Stimme von Kevin Spacey gewesen, der in bester HAL- und MU/TH/UR-Tradition dem Supercomputer der Mondstation ein menschliches Antlitz verleiht, der hier GERTY heißt („I’m here to keep you safe, Sam.

I want to help you.“). Nach einem sympathisch unhektischen, subtilen Spannungsaufbau hat man allerdings in den letzten zehn Minuten das Gefühl, der Produktion wäre irgendwie das Geld ausgegangen und man müsste jetzt schnell zum Ende kommen.

Das beschädigt MOON zwar nicht ernsthaft, aber macht dann doch noch mal die Beschränkungen der ansonsten äußerst gelungenen Indie-Produktion deutlich. Hinzu kommt auch noch der hervorragende Soundtrack von Clint Mansell, der hier ähnlich gelungen Akzente setzten kann wie in REQUIEM FOR A DREAM, was ihm gerade bei SWAN LAKE weniger gelungen ist. MOON ist als Single Disc und als 2-Disc Special Edition erschienen, auf der neben einigen kurzen Hintergrund-Features zusätzlich noch Jones’ Kurzfilm WHISTLE enthalten ist, kein Meisterwerk, aber auf jeden Fall sehenswert.

Jones’ neuer Film SOURCE CODE soll inzwischen auch abgedreht sein und Mitte des Jahres in den Kinos starten – man darf gespannt sein.