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MONSTER

Barry Windsor-Smith

Dieses Buch ist wohl nicht umsonst ein derartiger Brocken – und zwar in jeder Hinsicht. Einerseits mit so vielen Seiten, wie ein Jahr Tage hat. Und andererseits mit einer Geschichte, die nicht weniger will als alles: Das Erzählen eines ganzen tragischen Lebens als Metapher auf den Zustand der Welt. Barry Windsor-Smith („Conan, der Barbar“) arbeitete 35 Jahre lang an „Monster“. Wäre es ein Musikalbum, müsste es „Chinese Democracy“ heißen – in Anlehnung an die jahrelang immer wieder angekündigte und ständig wieder verschobene Platte von GUNS N’ ROSES. Ursprünglich ging es um eine normale „Hulk“-Geschichte. Aber Windsor-Smith, der Zeit seines Lebens gerne aneckte, überwarf sich mit den zuständigen Marvel-Redakteuren und machte sein eigenes Ding. Das wuchs und wuchs und wurde fast zu groß, um je fertig zu werden. Bis er jetzt – angeblich als letzte Comic-Arbeit aus seiner Hand – dieses „Monster“ doch noch vorlegt in all seiner Gewaltigkeit. Es geht um das Landei Robert Bailey. Der Vater ist vom Krieg traumatisiert und schlägt den Jungen, um die eigene Wut und Verzweiflung irgendwie rauszulassen. Robert meldet sich dann selbst beim Militär, landet bei einer Einheit für experimentelle Medizin – und wird in ein starkes, von Geschwüren entstelltes Monster, eine Kampfmaschine verwandelt, das aus seiner Haut will, aber nicht aus seiner Haut kann. Und das am Ende einer poetischen wie brutal gezeichneten Graphic Novel beileibe nicht das einzige Monster ist, das existiert. Sondern das, was an der Welt und den unmenschlichen Menschen in ihr scheiterte. „Monster“ ist ein Ereignis. Eines, das Abende und Tage zu füllen vermag mit seiner schweren Lektüre. Und gerade darum ist es so gut, so relevant, so mitreißend.